Rezension Netflix-Serie "Self Made"
Octavia Spencer spielt die Hauptrolle der Madam C.J. Walker. Sie kommt unter dem Mädchennamen Sarah Breedlove 1867, kurz nach dem Ende der Sklaverei, in Louisiana auf die Welt. Nach einer schweren Kindheit und Jugend wird sie mit nur 20 Jahren zur Witwe. Zusätzlich leidet Sarah, wie viele andere Afroamerikanerinnen, an einer Kopfhauterkrankung, die dazu führt, dass ihre Haare stellenweise ausfallen. Am absoluten Tiefpunkt ihres Lebens bekommt sie durch ein wenig Hilfe wieder Hoffnung und fasst den Entschluss, sich ein erfolgreiches und erfülltes Leben aufzubauen.
Erster Eindruck
Die Serie hat es in vier Folgen geschafft, viele wichtige Themen anzureißen und beinhaltet lehrreiche Botschaften, die Zuschauer*innen zu neuen Denkanstößen anregen. Der unternehmerische Geist von Madame C.J. Walker ist sehr gut zu erkennen. Was ich hingegen kritisieren möchte, ist, dass man keinen Einblick in die Gefühlswelt von Sarah bekommt. Wir können nur erahnen, wie sie sich bei Rückschlägen fühlt, es gibt keine Szene, in der sie mit jemandem offen über ihre Gefühle und Sorgen spricht.
Rassismus und Schönheitsideale in "Self Made"
Die Hautfarbe sei zu dunkel, die Haarstruktur zu grob. Bei solch einem Aussehen könne man keine Schönheitsprodukte verkaufen. Das wird nicht nur Sarah vorgeworfen, vielen anderen afroamerikanischen Frauen werden Möglichkeiten aufgrund ihres Aussehens verweigert. Sarah möchte genau das ändern. Sie gibt nicht auf und erschafft sich mit viel Kampfgeist ihre eigenen Chancen. Damals wie auch heute können Schönheitsideale diskriminierend und rassistisch sein. Die Serie spornt dazu an, sich nicht entmutigen zu lassen und genau diese Ideale zu brechen. Eine sehr bedeutende Botschaft, die Mut macht.
Die Emanzipation der Frau vor 120 Jahren
Die Emanzipation der Frauen in den frühen 1900er Jahren ähnelt dem Feminismus heute noch sehr stark. In der Serie bekommt Sarah von einem Investor den Satz: „This is a Man's World!“ an den Kopf geworfen. In der Gründerszene heute sind Männer immer noch in der Überzahl. Frauen mit großen Visionen und viel Mut finden oft nicht denselben Zuspruch wie Männer. Doch Madame C.J. Walker hat vor 120 Jahren vorgemacht, dass es nicht in Frage kommt, klein beizugeben. Damals wie heute müssen sich Frauen einmal mehr beweisen als Männer, um respektiert und als kompetente Geschäftsperson wahrgenommen zu werden. Zu diesem Thema habe ich Tihana Canjuga interviewt, die Gründerin von „Cupcakes and Bagels“ in Stuttgart. Auch sie verrät mir: Als kleine zierliche Frau hat man oft das Problem, bei Behörden, Geschäftsmeetings und auf der Baustelle nicht ernst genommen zu werden. Man muss sich immer beweisen. Im Interview mit Tihana habe ich aber einen positiven Unterschied zur Serie „Self Made“ feststellen können. Wie wir in der Serie „Self Made“ beobachten können, wird Sarah damit konfrontiert, dass sowohl die Gesellschaft als auch enge Familienmitglieder es nicht für möglich halten, dass sich eine Frau eigenständig ein Unternehmen aufbauen kann. Ganz im Gegenteil: Tihana berichtet mir, wie viel Unterstützung sie von Familie und Freunden bekommen hat. Vor allem ihr Mann verweise bei Geschäftsmeetings immer darauf, dass sie die Verantwortliche ist und ihre Vision hinter dem Projekt steckt.
Rassismus, Schönheitsideale und Feminismus heute
Gerade vor dem Hintergrund des Black-Lives-Matter-Movements hat mich die Serie dazu bewegt, mir die Frage zu stellen, ob wir in den letzten 120 Jahren einen Fortschritt gemacht haben oder ob wir immer noch mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Die Aktualität der Themen, die behandelt werden, macht das Werk zu einem wichtigen Kulturgut. Meine Interviewpartnerin Tihana hat mir als letzten Tipp für alle Gründerinnen folgendes mitgegeben: "Niemals aufgeben und sich für seine Träume einsetzen, all die Herausforderungen machen einen nur stärker." Genau diese Aussage beschreibt die Botschaft der Serie „Self Made“ perfekt.