Klima darf kein Nebenfach bleiben
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Dieser Beitrag ist Teil eines Dossiers zum Thema „Klimapsychologie: Kognitive Dissonanz zwischen Wissen und Handeln“.
Außerdem zum Dossier gehören folgende Beiträge:
• Dossiertext: Klimawut in Klimanot
Hass und Hetze gegen Klimaaktivisten sind längst keine Seltenheit mehr. Laut einem Artikel des MDR sind Klimaaktivist*innen häufig betroffen von Hasskommentaren im Internet und im realen Leben. Ein Grund dafür ist mangelndes Wissen. Laut Lea Dohm, Psychologin und Gründerin von Psychologists for Future, verstehen nur 10 bis 15 Prozent der Menschen die zeitliche Dringlichkeit der Klimakrise. Es sei wichtig, mehr über Klimabildung zu lernen, dann wäre auch die eigene Handlungsbereitschaft der Menschen größer. Hier spielt auch die Schule eine wichtige Rolle, denn die Wichtigkeit des Klimaschutzes wird in den meisten deutschen Schulen immer noch zu wenig vermittelt. Dabei hat die Schule eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung von Werten und Wissen an die jüngeren Generationen – jene, die von den Folgen des Klimawandels am meisten betroffen sind.
Nachhaltigkeit ist doch in aller Munde
Man könnte meinen, dass wir bereits auf dem richtigen Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung und Klimaschutz sind. Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zählen inzwischen zu zentralen Punkten der politischen Agenda. Dies bestätigt ein Kurzbericht des Nationalen Monitorings, der aufzeigt, dass diese Themen von allen demokratischen Parteien und Ministerien in allen Bundesländern verstärkt in den Fokus gerückt werden. Auch die Wichtigkeit, dieses Wissen in Schulen zu vermitteln, wird anerkannt. Eine Dokumentanalyse der Freien Universität Berlin (FU) verdeutlicht, dass die „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ (BNE) vermehrt in Lehrplänen und Gesetzen festgehalten wird. Die Schulen und Ministerien scheinen also die Relevanz der Klimabildung zu verstehen. Wie kann es dann sein, dass es in den meisten deutschen Schulen immer noch nur als Randthema gilt?
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Große Ziele, wenig Taten
Es scheitert an der Umsetzung. Ambitionierte Zielsetzungen gibt es zwar, das allein reicht jedoch nicht aus. Die Analyse der FU zeigt beispielsweise, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit allmählich stärker in den Bildungsbereichen verankert werden, dies jedoch meist nur als „Add-On“. Es braucht Gesetze, Zeitpläne und klare Maßnahmen, um eine praktische Umsetzung dieser Ziele zu garantieren. Zwischen den formulierten Zielen und der tatsächlichen Umsetzung besteht nämlich momentan eine große Diskrepanz.
Ein weiteres Problem auf dem Weg zu mehr Umweltbildung an deutschen Schulen sind die länderspezifischen Unterschiede. Die Analyse verdeutlich, dass Klimabildung grundsätzlich in nur 40 Prozent der deutschen Lehrplänen thematisiert wird, wobei Inhalt und Relevanz je nach Bundesland variieren. Während einige Bundesländer wie Baden-Württemberg und Sachsen Umweltbildung bereits in den Lehrplänen vorschreiben und fächerübergreifend unterrichten, behandeln andere Bundesländer Klimabildung nur als Randthema. Es mangelt an einheitlichen Gesetzen zur Verankerung von BNE in allen Lehrplänen.
Man sollte allerdings nicht vergessen, dass den wohl wichtigsten Faktor bei der Einführung von Klimabildung die Lehrkräfte darstellen. In der Analyse der FU geben jedoch 74 Prozent der befragten Lehrkräfte an, dass ihr Wissen über die Klimabildung nicht ausreicht, um es zu unterrichten. Es genügt nicht, BNE lediglich als Ziel in den Lehrplänen zu verankern, der Ansatz muss bereits bei der Ausbildung der Lehrkräfte beginnen. Nur wenn Lehrkräfte umfassend im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz weitergebildet sind, können sie einen qualitativ hochwertigen Unterricht garantieren.
Die utopischen Ziele, die in den Lehrplänen niedergeschrieben sind, bleiben bloß Träumereien, wenn auf deren Formulierung kein Handeln folgt. Dabei ist die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung nicht nur wichtig für das Klima, sondern auch für das Wohl der Gesellschaft.
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