Zocken trotz Handicap
Videospiele werden im digitalen Zeitalter immer prägnanter. Kaum ein anderes Medium bekommt so viel Aufmerksamkeit wie Gaming. Nach einer aktuellen Statista Umfrage, spielen mehr als 40 Prozent der Deutschen Computer- und Videospiele. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar über 70 Prozent. Vor allem im letzten Jahrzehnt entwickelte sich die Videospielbranche rasant. Mit Blockbuster-ähnlichen Spielen wie „Red Dead Redemption 2“ oder futuristischen Technologien wie Virtual und Augmented Reality, hat diese Branche ihren Höhepunkt erreicht. Allein in Deutschland wurden 2018 rund vier Milliarden Euro durch das Medium Gaming erzielt. Zum Vergleich, der Umsatz von Filmverleih und -vertrieb war 2018 in Deutschland „nur“ circa 1,5 Milliarden Euro hoch.
Das Eintauchen in die digitale Welt ist nicht für jeden möglich
Allerdings können sich nicht alle an Videospielen so erfreuen. Laut dem Statistischen Bundesamt leben fast acht Millionen Menschen mit einer anerkannten Behinderung in Deutschland. Dabei handelt es sich aber nicht nur um eine spezielle Einschränkung, sondern um ganz unterschiedliche, wie Lähmung, Blind- und Taubheit, Zittern und viele weitere. Für diese Personen ist der Einstieg in diverse Aktivitäten oftmals schwer bis gar nicht zugänglich. So geht es auch Melanie Eilert: Sie leidet nun seit über 30 Jahren an spinaler Muskelatrophie (SMA) und konnte dadurch lange nicht mehr ihrer Leidenschaft, den Videospielen, nachgehen. Oft liegt es nur an einzelnen Passagen in einem Spiel, bei denen es einer komplexeren Abfrage der Controllersteuerung bedarf, was es für Spieler mit körperlichen Einschränkungen schier unmöglich macht. „Es liegt ja nicht daran, dass ich zu dumm dafür bin, sondern einfach daran, dass ich körperlich nicht dazu in der Lage bin, was das Spiel von mir verlangt“, sagt Melanie Eilert.
Inzwischen wird der Fokus auf Inklusion in der Videospielbranche gezielter gesetzt und soll vielen Menschen, die mobil eingeschränkt sind, nicht nur das Spielen an sich zugänglicher gestalten, sondern auch in sozialen und gesellschaftlichen Aspekten unterstützen. Durch Geräte, wie den Adaptive Controller, wird vielen Menschen ermöglicht, trotz ihrer körperlichen Einschränkungen wieder ihrem Hobby, den Videospielen, nachzugehen. „Wir haben uns für zwei Jahre mit verschiedenen Non-Profit-Organisationen wie ‚Warfighter‘ und ‚The AbleGamers‘ zusammengesetzt und mit deren Feedback den Adaptive Controller entwickelt“, berichtet Maxi Gräff, Marketing Communications Managerin für Xbox und Games bei Microsoft Deutschland.
Barrierefreiheit hört aber nicht beim Controller auf, sondern geht über zahlreiche Wege weiter. Häufig sind es alltägliche Kleinigkeiten, die von Menschen ohne Handicap (unabsichtlich) übersehen werden. „Bei Events wie der ‚gamescom‘ oder ‚Game City‘ haben wir gemerkt, dass wir jeden Stand auf Stehhöhe gesetzt haben, aber keinen Stand auf Rollstuhlhöhe. Auf der Bühne hatten wir auch zwei Personen, die uns sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch mit Gebärdensprache unterstützt haben. Zudem haben wir spontan an der Bühne einen eigenen Bereich für Rollstuhlfahrer errichtet“, erzählt Frau Gräff. Solche Beispiele sollen zeigen, dass es beim Thema Barrierefreiheit kein Konkurrenzdenken zu den anderen Publishern oder Entwicklern in der Videospielbranche gäbe.
Barrierefreiheit auch im eSport kein Gegner
Auch dem eSport, einer noch recht jungen und nach Anerkennung strebenden Sportart, ist Inklusion ein wichtiges Anliegen. Der Vorteil beim digitalen Sport ist, dass jeder die gleichen Chancen hat. Es müssen lediglich die Rahmenbedingungen für Gamer mit körperlichen Einschränkungen angepasst werden. Dadurch, dass jede Behinderung individuell ist, braucht es Eingabegeräte, die an die Spieler angepasst werden. Aufgrund dessen besteht die Möglichkeit, dass sich die Eingabe im Spiel somit unabhängig von Person oder Controller angleicht.
Trotzdem muss noch einiges in der Videospielbranche getan werden, um Personen wie Melanie, erfolgreich in dieses Kulturgut zu inkludieren.