„Das Teil stand zwei Stunden, dann war die Polizei da und hat gesagt: ‚Das hat keinen Motor, das muss da weg!‘“
Urban Tetris
„Parklets für Stuttgart“ – so heißt das Forschungsprojekt, das Studierende der Universität Stuttgart ins Leben gerufen haben. In Zusammenarbeit mit dem Städtebau-Institut und dem Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur konnten im Jahr 2016 erstmalig Parklets in Stuttgart getestet werden.
Aber was genau sind Parklets ?
Ein Parklet ist nichts anderes als eine Erweiterung des Gehwegs. Das bedeutet, wo normalerweise Autos öffentlich parken, werden zwei bis drei Parkplätze vielfältig zweckentfremdet. Das kann alles sein: Sitzplätze, Kunst, Beleuchtung, Fahrrad-Abstellmöglichkeiten oder einfach ein bisschen Grün. Bürger, Vereine oder Geschäfte haben so die Möglichkeit, mithilfe von Studierenden der Uni Stuttgart ihr eigenes Parklet zu kreieren. Einzige Kriterien: Es darf keine kommerziellen Ziele verfolgen und soll der Gemeinheit nutzen.
Vorläufer des Parking Days
Ursprünglich kommt die Idee aus San Francisco. Sie ist angelehnt an die sogenannten „Parking Days“, die mehr Lebensqualität in die Stadt zurückbringen sollen. Der Gedanke: einen Parkplatz den ganzen Tag anderweitig zu verwenden, bis die Parkuhr abläuft. In São Paulo sind Stuttgarter Studierende der Stadtplanung und Architektur darauf aufmerksam geworden und haben sich sofort gedacht: „Das brauchen wir hier auch!“ Im Westen Stuttgarts ist dann die frühe Version der Parklets entstanden. Wie für Autos üblich wurde auch an den Parkplatzersatz einfach ein Anwohnerausweis drangehängt.
Mittlerweile konnten im Sommer dieses Jahres elf Parklets tetrisartig in der Innenstadt aufgestellt werden. Ein lokaler Treffpunkt für die Nachbarschaft, ein Sandkasten für Kinder oder ein Platz, um dem Alltagsstress zu entkommen.
Realexperiment
Im mitwirkenden Reallabor arbeiten Wissenschaft, Verwaltung, Unternehmen und die Bürgerschaft gemeinsam daran, eine nachhaltige Mobilitätskultur zu entwickeln. Auch die Parklets haben einen wissenschaftlichen Hintergrund. Im Rahmen des Realexperiments sollen sie unter anderem einen Diskurs über die Qualität im öffentlichen Raum anregen. Konkret: Das Projekt soll Aufmerksamkeit erregen und diskutiert werden.
Parkraum lässt sich nicht beliebig vermehren
Das dreimonatige Projekt traf allerdings nicht bei allen Bürgerinnen und Bürgern auf Begeisterung. Was bei den schön gestalteten Platzhaltern schnell vergessen wird: Begehrte Parkplätze müssen für Parklets weichen.
Außerhalb der sogenannten Cityzone, das heißt abseits der Königs- und Theodor-Heuss-Straße, reichen die Parkplätze nicht aus, um den Bedarf von allen Autofahrern zu decken. Im Umkehrschluss wird Parkraum kostenpflichtig, um die Situation zu entlasten. Ob es der Weg zum Bäcker ist oder der tägliche Pendler – wenn Parkplätze kosten, wird eher auf Alternativen umgestiegen. Dadurch fällt es einigen Anwohnern schwer, Projekte wie die Parklets zu unterstützen.
Allerdings betont das Parkraummanagement der Stadt: „Die Bürgerinnen und Bürger haben keinen Anspruch auf einen Parkplatz im öffentlichen Verkehrsraum. Die Stadt ist nicht verpflichtet Parkplätze zur Verfügung zu stellen.“
Testphase beendet
Das Pilotprojekt der Parklets ist nun abgeschlossen. Um das Parklet am Casa Schützenplatz habe sich sogar ein eigener Verein gebildet, so Raphael Dietz. „Der Bürgerverein treibt das Parklet voran und es liegt bereits eine weitere Genehmigung der Stadt vor. Diesmal für ein ganzes Jahr.“
In welchem Umfang die Parklets tatsächlich zum urbanen Zusammenleben beitragen und wie sich das Projekt auf die Qualität des öffentlichen Stadtraums auswirkt, wird in einem abschließenden Forschungsbericht des Reallabors für nachhaltige Mobilitätskultur veröffentlicht.
Mehr zu den Parklets, der Teilnahme und dem Realexperiment findet Ihr unter http://parklet-stuttgart.de