„Wer nichts waget, der darf nichts hoffen.“
Start-ups: Probieren und Studieren!
Gleich zu Beginn ein Schiller-Zitat? So manche*r schüttelt jetzt den Kopf. Aber keine Angst, man kann es auch anders formulieren: No risk, no fun. Beide Aussagen haben eine ähnliche Botschaft. Dieser sollte man sich auch bewusst werden, wenn es um die Gründung eines studentischen Start-ups geht. Jede gute Hochschule bietet ein großes Maß an Inspiration: Gastvorlesungen, Schulterblicke und Workshops sind die Regel. Warum also diesen wertvollen Input links liegen lassen und die Gunst der Stunde nicht nutzen?
Das richtige Umfeld
Eines vorweg: Natürlich braucht nicht jede*r Student*in ein Unternehmen zu gründen. Man muss für die Idee brennen, um sie dann erfolgreich zu verwirklichen. Bestenfalls träumt man Tag und Nacht davon. Potenzielle Gründer*innen haben im Jahr 2021 auch allen Grund dazu: Das digitale Zeitalter bietet ungeahnte Möglichkeiten. Wirtschaft und Wissen sind jederzeit digital zugänglich. Entfernungen spielen nahezu keine Rolle mehr. Der Mensch kann heute mehr erreichen als jemals zuvor in der Geschichte. Vorausgesetzt, er oder sie traut sich den ersten Schritt zu gehen.
Genau hier liegt aber oftmals das Problem, denn das digitale Zeitalter ist eben auch ein sehr bequemes. Alle wünschen sich sehnlichst neue Dinge auszuprobieren. Wenn es aber ernst wird, lässt man gerne anderen den Vortritt. Zuschauen ist einfacher. Diese Einstellung scheint leider auch an deutschen Hochschulen noch weit verbreitet zu sein. Der Gründungsradar 2020 des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft liefert den entsprechenden Beweis. Ordentlich Platz nach oben, also.
Raus aus der Komfortzone!
Ein weiteres Hindernis ist das Warten auf den optimalen Zeitpunkt oder das optimale Semester. Manche warten ein ganzes Studium lang. Das Erfolgsgeheimnis: Einfach anfangen! Ob der Zeitpunkt wirklich optimal war, lässt sich erst im Nachhinein feststellen. Logisch. Viele wagen den Sprung ins kalte Wasser dennoch nicht. Perfektionismus ist eine lobenswerte Einstellung, nur bei der Gründung eines Start-ups kann er fatal sein. Die japanische Philosophie „Kaizen“ bieten Perfektionist*innen einen möglichen Ausweg. Die Lehre fokussiert sich auf eine kontinuierliche Verbesserung der Dinge und sieht diese als ewigen Prozess. Auch in der Arbeitswelt wird der Denkansatz immer beliebter. Kurz und knapp: Perfekt starten muss niemand, denn für die anschließende Verbesserung bleibt ewig Zeit.
Natürlich ist eine Gründung nur mit der passenden Idee sinnvoll. Diese wird aber oft schnell wieder verworfen. Kein Wunder – häufig finden sich die größten Zweifler im Freundeskreis oder in der Familie. Auch wenn es alle nur gut meinen, die wenigsten haben tatsächlich Know-How im Gründen eines eigenen Start-ups. Es ist daher sinnvoll, immer auch eine unabhängige Meinung einzuholen. Die Stuttgarter Hochschule der Medien bietet dazu beispielsweise ein Startup Center mit professioneller Beratung an.
Vor negativen Auswirkungen auf den Lebenslauf brauchen gründende Student*innen keine Angst haben. Misserfolge müssen nicht zwingend erwähnt werden – können es aber durchaus. Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de: „Ein Start-up zu beerdigen ist für keinen schön. Schon gar nicht für den Gründer. Im eigenen Lebenslauf sollte jeder Gründer diesen Versuch aber wie eine Goldmedaille tragen.“ Herr Hüsing setzt sich für ein klares Bekenntnis zur Vergangenheit ein – auch im Falle eines Misserfolgs. Das Scheitern führe zu Erfahrungen, welche Investoren oder künftige Arbeitgeber zu schätzen wüssten.
„Im eigenen Lebenslauf sollte jeder Gründer diesen Versuch aber wie eine Goldmedaille tragen.“
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Kein Erfolg ohne Verantwortung
Natürlich dürfen die Leistungen im Studium aber keinesfalls zu kurz kommen. Nicht jede*r ist gut im Multitasking. Hier sind Selbsteinschätzung und Ehrlichkeit gefragt, auch wenn das Ego die Antwort nicht gerne hört. Zudem muss man die eigene Finanzkraft realistisch einschätzen. Für potenzielle Gründer*innen ohne genügend Eigenkapital gibt es staatliche und private Förderprogramme. Zum Beispiel unterstützt das staatliche EXIST-Gründerstipendium ausgewählte, innovative Gründungsvorhaben an Hochschulen. Die offizielle Website des Programms zeigt: Es warten zahlreiche Benefits, wenn das Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen wurde. Darunter finanzielle Förderungen für Coachings, Sachausgaben und die Sicherung des persönlichen Lebensunterhalts. Auch manche Investor*innen grasen schon früh nach aussichtsreichen Unternehmen. Insbesondere wenn aber geliehenes Geld ins Spiel kommt, sollte man sich der enormen Verantwortung bewusst sein. Opas goldene Regel kann hier helfen: Mit Geld spielt man nicht.
Mut zum Nachdenken
Jede*r Student*in sollte sich mit dem Thema der Start-up-Gründung beschäftigen! Zumindest einmal. Eine richtige Auswahl hat man nur, wenn möglichst viele Optionen bekannt sind – das gilt im Berufsleben mehr als sonst. Im schlimmsten Fall verwirft man den Gedanken der Gründung eben wieder. So what? Dann wäre das Thema zumindest ein für alle Mal abgehakt. Die Studienzeit kann unheimlich inspirierend sein – wenn man es zulässt. Der ideale Zeitpunkt, um über seinen Schatten zu springen und neues zu wagen!