„Da bin ich rausgestolpert und habe gesagt: That's it. Das ist das, womit ich zu tun haben will.“
Mit Biffy Clyro um die Welt
Die Liebe zur Live-Musik hat Christina (44) bereits vor 30 Jahren entdeckt. Damals war sie regelmäßig auf den Konzerten einer 50er Jahre Rock 'n' Roll Schulband, in der einer ihrer Freunde spielte. So richtig begann es jedoch 1992, als sie mit Freunden nach Köln fuhr, um die amerikanische Band The Black Crowes live zu sehen. Für sie war es das erste Konzert, welches nicht in einem kleinen Club in der Heimatstadt stattfand, sondern vor rund 2.500 musikbegeisterten Zuschauern.
Daraufhin folgten Konzerte von Soundgarden in Oberhausen, Alice in Chains in Bonn, Stone Temple Pilots in Köln und weitere Konzerte der Band Black Crowes, eines davon in New York.
Mit Biffy um die Welt
Christinas Reisen, um Biffy Clyro live zu sehen, begannen mit dem Konzert im E-Werk in Köln 2013. Eine gute Freundin von Christina hatte sich zuvor Tickets für das ausverkaufte Konzert der Schotten gekauft und ihr davon erzählt.
Die schottische Band Biffy Clyro gründete sich 1995. Mitglieder sind Simon Neil (Gesang und Gitarre), Ben Johnston (Schlagzeug, Gesang) und sein Zwillingsbruder James Johnston (Bass, Gesang). Bei Liveauftritten werden sie von Mike Vennart (Gitarre) und Richard Ingram (Gitarre, Keyboard) unterstützt. Die Band hat bereits sieben Studioalben, sechs B-Sides und drei Livealben, darunter eine MTV Unplugged-Aufzeichung, veröffentlicht. Aktuell arbeiten sie an einem weiteren Studioalbum und der Filmmusik für das Drama „Balance, not symmetry", welche nächstes Jahr erscheint.
„Ich musste einfach mal reinhören und schauen, was damit los ist, warum Anita bereit war, den doppelten Preis für die Tickets zu zahlen.“ Also suchte sie auf YouTube nach der Band und der erste Treffer, der ihr angezeigt wurde, war die Liveaufnahme aus Wembley von dem Song „Mountains“.
„Ich habe zum ersten Mal seit langer Zeit wieder so intensiv für Musik empfunden, irgendwie hat es sofort Klick gemacht.“
Seitdem hat sie das schottische Trio schon 46 Mal gesehen. Insgesamt reiste sie für die Konzerte der Band bereits in zwölf verschiedene Länder, unter anderem in die USA, nach Australien und Italien. Doch was macht die Band so besonders, dass Christina für sie um die Welt reist?
Christina bezeichnet sich selbst nur als Fan der Band und nimmt Abstand von den Worten „Groupie“ und „Superfan“, da diese für sie nichts mit der Leidenschaft für Musik zu tun haben.
Und wie reagieren ihre Freunde auf ihr ungewöhnliches Hobby? Die meisten können es nachvollziehen, da sie sie über Konzerte kennengelernt hat. Bei den Freunden, die nicht so musikbegeistert sind, gibt es laut Christina zwei Gruppen: Zum einen die Personen, die ihre Leidenschaft für Musik nicht verstehen, es aber toll finden, dass sie das macht, was ihr wichtig ist. Die zweite Gruppe besteht aus wenigen Personen, die Konzerte als eine Geld- und Zeitverschwendung sehen, die nicht ihrem Alter entspricht.
Christina würde am liebsten immer die ganze Tour mitmachen. Es gibt jedoch einige Faktoren, die das erschweren. Durch die begrenzte Anzahl an Urlaubstagen versucht sie, auf Konzerte zu gehen, die nah beieinanderliegen und auf Wochenenden fallen. Dank ihres e-commerce-Jobs ist sie jedoch relativ flexibel. Solange sie in ihren Zeiten bleibt und einen Internetanschluss hat, kann sie von vielen Orten aus arbeiten.
Der Kampf um Tickets
Die Ticketverkäufe für die Shows in Schottland und England kosten Christina immer unglaublich viele Nerven. Die Stehplätze sind oft selbst in den großen Arenen innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft. Christina hat meistens jedoch Glück und alles regelt sich von selbst, oftmals auch mit Hilfe von Freunden, die sie durch die Band kennengelernt hat. Auch wenn sie manchmal alleine reist, zum Beispiel nach Amerika oder Australien, trifft sie auf den Konzerten von Biffy Clyro immer jemanden, den sie kennt.
„Manchmal hört man Musik, die einem gefällt, die Leute sind alle sympathisch und man hört sich das gerne an, aber man hat eine Zuschauerperspektive. Bei Biffy hatte ich diese nie, da fühle ich mich jedes Mal drin, als Teil davon.“
Christinas Hobby ist nicht gerade das günstigste. Die Konzerttickets der Band kosten durchschnittlich über 40 Euro. In den USA sind die Tickets zum Beispiel günstiger als in Großbritannien. Hinzu kommen auch immer die Flüge, Verpflegung und Übernachtungen in Hotels.
Nachdem sie erfolgreich Tickets gekauft hat, geht es für sie an die Planung. Christina hat ganze Excel-Sheets von ihren Reisen, da alles sehr komplex ist. Sie muss die Übersicht über Flüge, Zugfahrten, Hotelreservierungen und Konzerttickets bewahren, was bei einer Tour mit mehreren Konzerten in verschiedenen Ländern schwer werden kann.
Jedes Konzert ist anders
Für Christina spielt es keine Rolle, dass auf einer Tour meistens nur dieselben Lieder gespielt werden. Jedes Konzert ist für sie anders und es passieren immer tolle Dinge. Die Halle, die Atmosphäre und das Publikum sind ihrer Meinung nach nie identisch.
„Gerade wenn man weit vorne ist, kriegt man so viele kleine Sachen mit, zum Beispiel die Interaktionen der Band mit dem Publikum oder die der Band untereinander. Diese sind nie gleich.“
Auch das Reisen macht ihr Spaß. Sie liebt es, neue Orte zu erkunden, wenn der Zeitplan es erlaubt. Auf Tour hat Christina auch einen ganz anderen Tagesrhythmus, in den sie erst einmal reinkommen muss, weshalb sie lieber eine gesamte Tour mitmacht als vereinzelte Konzerte. Physisch ist dieser Rhythmus für sie anstrengend, mental jedoch entspannend. Wenn Christina auf Konzerte in Großbritannien oder Deutschland geht, fängt der Tag bei ihr früh an. Um einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen, wartet sie bis zu 11 Stunden vor dem Venue. Christinas beste Erfahrungen on Tour sind schwer zusammenzufassen. „Es sind so viele, die auf unterschiedliche Art und Weise wichtig und besonders gewesen sind.“
Derzeit wartet Christina noch sehnsüchtig auf die Bekanntgabe von Biffy Clyros Tourdaten für nächstes Jahr. Aber eines steht definitiv schon fest: Auch in Zukunft wird Christina auf so viele Konzerte gehen wie möglich.
„Ich würde jedem, der sich halbwegs für Musik interessiert, empfehlen, auf so viele Live-Konzerte zu gehen wie möglich.“