Ich zwinge mich relativ ungern zu Kreativität. Meistens kommt es tatsächlich, wenn ich mit Freunden unterwegs oder auf irgendwelchen Musik-Events war, wo ich was gesehen habe
Musik aus dem WG-Zimmer

Gibt es einen Moment in dem deine Leidenschaft zum Produzieren geboren wurde?
In meinem Fall kam das schleichend. Ich habe tatsächlich in meiner Kindheit immer mal wieder Einflüsse von Musik gehabt, zum Beispiel in der Grundschule habe ich Akkordeon gespielt. Da war das eine Freizeitbeschäftigung. Irgendwann in der Realschule kam Klavier dazu und dann, als ich so in der achten/neunten Klasse war, hat mich mein Vater mal auf Software aufmerksam gemacht, mit der man Musik machen kann. Ich hab das erst so hobbymäßig nebenbei ausprobiert, dabei tatsächlich gemerkt, dass es Spaß gemacht hat und mit der Zeit ist es dann immer weitergegangen.
Ist Musik für dich immer noch nur ein Hobby oder siehst du da Potenzial für mehr in der Zukunft?
Also angefangen hat es natürlich als Hobby, mittlerweile entwickelt es sich in eine Zwischenrichtung. Ich bin jetzt soweit, dass ich Songs fertiggestellt und veröffentlicht habe. Das werde ich auch weiter so machen, denke ich. Gewissermaßen habe ich ja auch mein Leben jetzt danach ausgerichtet, weil ich audiovisuelle Medien studiere und in die Tonrichtung gehen will. Wahrscheinlich nicht in der Musikproduktion, sondern eine andere technische Umsetzung, die irgendwas mit Ton zu tun hat.
Dein Studium hat auch viel mit Musik und Ton zu tun. Würdest du dir trotzdem manchmal mehr Zeit für deine private Musik wünschen?
Gerade in letzter Zeit würde ich mir gerne ein bisschen mehr Zeit wünschen, aber das ist gar nicht mal gezwungenermaßen wegen dem Studium. Es kommen einfach andere Sachen zusammen. Wenn man einen kleinen Job anfängt oder mal unterwegs ist. Allerdings, wenn ich mir Zeit nehmen würde, hätte ich sie auch. Das Studium schränkt einen da ein bisschen ein. Da man zeitlich gebunden ist und die Inspiration manchmal zu Zeiten kommt, wo man es gar nicht kontrollieren kann. Gerade wenn man irgendwo unterwegs ist, zum Hiwi-Job fährt oder zur Uni, dann ist es da eben ein bisschen blöd.
Wenn du Inspiration für Musik suchst, gibt es was, das dir besonders dabei hilft?
Ich zwinge mich relativ ungern zu Kreativität. Meistens kommt es tatsächlich, wenn ich mit Freunden unterwegs oder auf irgendwelchen Musik-Events war, wo ich was gesehen habe und mir dann dachte: „Boah, das ist cool, das würde ich auch mal ausprobieren.“ Oder auch, wenn ich online über irgendwas stolpere. Auf Instagram gibt es sauviele Videos, wie irgendwelche Leute mit dem Sounddesign rumexperimentieren und neue Techniken testen. Wenn ich sowas finde, bin ich immer ein bisschen inspiriert und das bringt mich dann dazu, auch was zu machen.
Wenn du jetzt einen neuen Song schreibst, wie passiert das normalerweise?
Das ist tatsächlich relativ cool: Man kann überall anfangen. Eine Zeit lang habe ich, auch wenn ich den Tag so unterwegs war und Ideen hatte, einfach Sprachmemos gemacht und eingesummt oder wenn es ein Rhythmus war, dann habe ich auch mal gebeatboxt. Daheim hab ich das angehört. Dann kommt es manchmal vor, dass ich mit Drums anfange, wenn ich halt so ein Rhythmus im Kopf habe. Oder auch wenn ich auf der Gitarre ein bisschen rumklimper und dann eine coole Melodie finde, dann ist das der Startpunkt.
Mit Text habe ich tatsächlich noch nicht so viel Erfahrung gemacht, weil meine Musik hauptsächlich instrumental ist, also ohne Lyrics. Außer wenn ich jetzt mit irgendwelchen Leuten zusammenarbeite, die den Text mit reinbringen, aber das war bis jetzt erst ein paar Mal der Fall.
Wenn du den fertigen Song dann veröffentlichst, wie genau sieht das dann aus?
Also der erste Schritt zum fertigen Song ist Mastering. Das heißt, man geht noch einmal technisch alle Sachen durch. Man muss darauf achten, dass der Song von der Qualität dem entspricht, was Streaming-Dienste fordern. Zum Beispiel die Lautstärke, die wird immer ein bisschen angepasst. Danach geht es an den sogenannten Distributor, das ist im Prinzip ein Mittelmann, der dann deinen Track verarbeitet und ihn weiter an Spotify, FM Music und Deezer vermittelt. Damit ist es eigentlich schon relativ gut getan. Was dann noch dazukommt, ist ein Coverbild, Promo und Social Media.
Was würdest du sagen, ist die größte Herausforderung beim Produzieren selbst?
Tatsächlich ein bisschen Perfektionismus. Dann denkt man: „Okay wenn ich jetzt diesen einen Knopf einen Millimeter nach rechts drücke, dann passiert noch irgendwas Cooles“. So kommt man richtig schnell in eine Spirale rein, weil man so ewig lang auf einem Projekt sitzen bleibt. Natürlich passiert es auch, dass man seine Arbeit mit anderen vergleicht. Dann kommen noch mal so kleine Zweifel mit rein. Soll ich das jetzt wirklich so fertig machen, soll ich das jetzt rausbringen?
Du hast ja vorhin gemeint, dass du für Texte die Hilfe von anderen annimmst. Wie sieht es mit Unterstützung generell in deinem Umfeld aus?
Also dieses Umfeld, über das ich Musik mache, ist relativ supportive. Das sind hauptsächlich Leute, die auch Musik machen, heißt man teilt sehr viel miteinander. Wenn man jetzt irgendwelche Ideen oder sowas hat, kommt es oft vor, dass man zusammen Songs macht. Selbst wenn man jetzt ein bisschen weiter auseinander wohnt, kann man sich über das Internet halt Sachen rumschicken und damit dann was machen. Vor allem über den Studiengang habe ich jetzt noch ein paar Leute kennengelernt, zum Beispiel Sänger oder Instrumentalisten. Generell ist man da eigentlich schon relativ zusammenarbeitsfreudig.
Ist es dann eher so, dass ein Text zuerst kommt, Musik zuerst oder wechselt es sich das wirklich beliebig ab?
Da kann ich jetzt gar nicht so viel sagen, weil ich erst zwei-/dreimal Musik mit Text gemacht habe. In dem Fall war es so, dass wir es parallel gemacht haben. Also ich habe eine Idee auf der Gitarre gehabt, damit hat der Song angefangen. Dann habe ich einen Freund eingeladen und wir haben das zusammen noch mal durchgehört, haben es eingespielt. Dann habe ich die Instrumente drum rum gemacht, Bass und Drums und so was. Währenddessen saß mein Kumpel daneben und hat seinen Text geschrieben. Irgendwann haben wir gesagt, okay, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wir nehmen das auf. Und auf einmal hatten wir einen Song. Mit Text.
Also ist für dich Zusammenarbeit in der Musik ganz arg wichtig?
Genau, es gibt einem auch so ein bisschen Feedback, wenn man gerade selber lange Zeit an einem Projekt arbeitet und dann blind auf den Ohren wird.Da hilft's, wenn man jemanden hat, dem sagen kann:, „Hey, ich hab gedacht, ich könnte mal ne zweite Meinung brauchen.“