Mit Käse ist alles besser!
Paulinenstraße 16, die Adresse für Dolce Vita in Stuttgart. Heute ist Ruhetag, doch keiner ruht. Ich treffe drei der „Mozze“-Gründer. Wir sitzen um einen Tisch, auf orangenen Stühlen, in entspannter Bistro-Atmosphäre. Coole Brille, nettes Lächeln, lässige Art. Die drei sind einem auf Anhieb sympathisch. Can D Kissling, Jochen Riehm und Valentin Hillengass. Mit Käse zum Traumberuf? Das ist ihnen gelungen.
Was macht für euch Arbeiten aus? Ist es nur zum Geld verdienen oder Spaßfaktor?
Valentin: Wenn man eine Gastro aufmacht, ohne Leidenschaft, dann läuft das nicht. Und das ist auch das Tolle. Ich glaube, wenn wir auf unseren Stundenschnitt gucken, dann wäre eine Festanstellung viel attraktiver. Aber was von den Stunden ist Arbeit und was Spaß? Wenn ich hinter der Bar stehe und Leuten erkläre, was ein „Bicicletta“ ist und ich so neue Leute kennenlerne, dann ist das für mich nicht wirklich Arbeit. Die Arbeit ist dann abends alles abzuwischen und Stühle hochzustellen. Das ist halt das Leid, das mit dem Glück kommt. Und ich glaube, das Glück überwiegt.
Was habt ihr vor der Mozzarella Bar gemacht?
Can D: Ich habe Architektur studiert und neben dem Studium in der Gastronomie gearbeitet. Und das hat mir eigentlich schon immer sehr viel Spaß gemacht. Dann habe ich meinen Abschluss gemacht, Diplom in Architektur und Stadtplanung. Habe auch in dem Beruf gearbeitet, aber festgestellt, dass dieses „im - Büro - sitzen“ irgendwie doch langweilig ist und ich mehr Abwechslung brauche.
Jochen: Ich habe viele Sachen ausprobiert. Viele Praktika und dann habe ich, weil ich schon immer kreativ war, Grafikdesign studiert und jetzt bin ich freiberuflich und mache Luftaufnahmen mit der Drohne für Filmproduktionen und Marketing.
Valentin: Irgendwann hat sich bei mir festgeformt, dass ich entweder ein Hotel oder ein Restaurant haben wollte. Das war eigentlich klar, dass beides nicht so kommt, aber jetzt ist es doch so. Ich bin auch Dienstleister für Großveranstaltungen, habe eine Agentur und produziere Festivals.
Was waren eure Ziele vor der Mozzarella Bar?
Can D: Eine erfolgreiche Architektin zu werden.
Jochen: Diese freiberufliche Tätigkeit noch weiter zu machen.
Valentin: Es ist jetzt auch noch mein Ziel. Und das ist, mit 42 meine eigene Almhütte zu haben, in Südtirol. Und dort Leuten Marillenknödel und Schnaps zu verkaufen. Und jeden Morgen mit Bergpanorama aufzuwachen.
Gab es besondere Ereignisse, die euch dazu gebracht haben, in die Gastronomie zu gehen?
Can D: Zufall eher. Das war schon irgendwie im Hinterkopf: „Ha, mal so eine eigene Bar wäre ganz toll“. Aber ich habe das nicht mit Nachdruck verfolgt. Dann sind die drei Jungs mit ihrer Idee auf mich zugekommen und haben mich davon überzeugt.
Jochen: Sobald man das erste Mal Bier trinkt, mit 16, denkt man sich: „Irgendwann mal ’ne eigene Bar wäre schon geil.“ So ist es glaube ich bei uns allen gewesen. Und das ist dann auch lustigerweise so gekommen.
Valentin: Ich habe vorher schon viel Gastronomie gemacht. Aber das wirkliche Ereignis hatte ich bei genau dem Trip, wo wir festgestellt haben, dass man hier in Stuttgart eine Mozzarella Bar aufmachen muss. Da habe ich einfach das Konzept der Bar und der Aperitif-Geschichte kennengelernt und habe gesagt, wenn ich irgendwann sowas mache, dann nur so.
Wie ist denn die Idee zur Mozzarella Bar entstanden?
Valentin: Das war die Wette, wer am meisten abnehmen kann in drei Monaten, und die habe ich glamourös, mit viel Vorsprung, gewonnen. Der Sieg war ein Blindbooking-Trip irgendwohin. Und dann haben die Jungs blindgebookt und wir sind nach Mailand geflogen. Wir hatten alle keine Ahnung, warum wir jetzt nach Mailand fliegen, weil das eigentlich nicht so das Traumziel war. Aber es war sensationell, weil in Mailand eben diese Aperitif-Geschichte ist. Man setzt sich in ein Cafe, mittags um zwei und trinkt ganz normal Aperol Spritz und bekommt dazu kleine Snacks. Wir wollten eigentlich viel von Mailand sehen, aber sind nur in Cafes gesessen und haben getrunken und Snacks gegessen. Und genau das haben wir ziemlich vermisst, als wir wieder zurückgekommen sind nach Stuttgart. Da haben wir gesagt, das müssen wir jetzt hier auch machen. Und das war die Idee.
Wäre die Idee in Spanien entstanden, gäbe es nun eine Malle- oder Schlagerbar. Nur wären sie von dieser Idee nicht so angetan gewesen. Gute Idee, denn Mozzarella ist hundertmal besser als Sangria.
Funfact: Johannes Walz ist der vierte im Bunde, seine Tante hat einen italienischen Mann. Das ist so das „Italienischste“, was mitspielt. Keiner der vier ist italienisch.
Erfahrung in der Gastronomie haben sie alle: in Bars, auf dem Wasen, in einem Club in London, Auftritte als DJ und VJ.
War es schwer, plötzlich Gastronom mit eigener Bar zu sein?
Jochen: Wir haben im Januar 2017 die Bar gemietet und wollten eigentlich im März aufmachen, also nach drei Monaten, und dann haben wir aber am 1. September aufgemacht, weil sich alles sehr lange gezogen hat mit allen Baugenehmigungen, Schallschutzgutachten. Dann musste man dort nacharbeiten.
Can D: Ja, das war eigentlich die schwierigste Zeit. Es ist eingeschlagen wie eine Bombe, sag ich jetzt mal, dass wir jeden Tag echt viel zu tun haben. Die schwierige Zeit, was man so zum Starten irgendwie braucht, war unser Umbau. Danach dachten wir nur noch: „Jetzt haben wir das geschafft, jetzt kann uns eigentlich auch nichts mehr umhauen.“
Can D arbeitet Vollzeit, ist also fast jeden Tag da. Jochen ist der Social-Media Experte. Johannes ist „Hausmeister“ und Valentin kontrolliert die Zahlen und schenkt aus.
Wie haben eure Freunde oder Familie auf die Idee reagiert?
Valentin: Unsere Freunde waren echt erfreut und die Familie war ziemlich schockiert, weil in ihrem Kopf immer noch dieser Satz „Wer nix wird, wird Wirt.“ herrscht. Das durfte ich mir stark anhören.
Can D: Also für die, die mich kannten oder halt auch wissen, dass ich immer in der Bar unterwegs bin und eine Quasselstrippe bin, war das eher so „Was?Du in nem Büro?“ Also hat das schon gut gepasst. Mein Papa hat gesagt: „Kind, du hast Architektur studiert und jetzt machst du eine Mozzarella-Bar auf.“ Aber er ist trotzdem stolz.
Can D lächelt dabei stolz.
Ihr bringt Dolce Vita nach Stuttgart. Inwiefern lebt ihr das im Arbeitsalltag, oder außerhalb von eurem Beruf?
Valentin: Im Arbeitsalltag leben wir das gar nicht. Weil wir da Leute bedienen, die bei uns grade Dolce Vita genießen. Und es ist auch besser so. Wenn man mit jedem mittrinken würde, wäre es glaub nicht so gut. In der Freizeit bin ich der absolute Markteinführer von Dolce Vita in Stuttgart. Wenn ich wirklich nichts zu tun habe, sitze ich um zehn im Cafe Kaiserbau beim Marienplatz und trinke Aperol Spritz
Ihr habt mit eurer Bar eine Nische getroffen. Würdet ihr sagen, dass Stuttgart sowas gefehlt hat?
Jochen: Stuttgart ist meiner Meinung nach immer 5 Jahre hinterher, was Trends angeht. Da dachte ich, dass wir vielleicht zu früh sind mit der Bar, aber es wurde echt gut angenommen.
Valentin: Dieses „Aperitif-Dings“ gibt es in Deutschland einfach nicht so. Das ist wirklich italienisch. Und es ist schade, dass es in Deutschland sowas nicht gibt. Dass man dann in eine Stadt geht, die fünf Jahre hinter „sonst Deutschland“ liegt und es hier einschlägt, dass wir ganz schnell expandieren müssen.
Ist es euer Traumberuf?
Jochen: Es ist mega stressig.
Can D: Aber es macht wirklich viel Spaß. Man hat viele Freiheiten, die du in einem Angestelltenverhältnis nicht hast. Weil du einerseits Chef bist aber andererseits mit sehr vielen Leuten zu tun hast. Es ist einfach witzig. Du kannst viel Quatsch machen und wir haben uns hier eine super Truppe zusammengesucht. Sowohl wir vier, die das betreiben, als auch die, die mit uns hier arbeiten. Macht einfach richtig viel Spaß.
In Zukunft sehen sie sich mit ihrer Bar immer noch in Stuttgart, so wie es jetzt ist. Aber es wäre schön, auch was in anderen Städten aufzumachen.
Mit Käse ist bekanntlich alles besser, stimmt das?
Valentin: Man kann, abgesehen vom Schokokuchen, eigentlich alles was man gekocht hat, am nächsten Tag mit Käse überbacken. Dann ist es gleich doppelt so geil. Und das funktioniert immer und mit allem.