Liken wir uns glücklich?
Social Media hat sich längst ganz selbstverständlich in unser Leben eingeschlichen. Mit 15-sekündigen Clips und gefilterten Fotos halten wir die vermeintlich schönsten Momente unseres Lebens fest. Ein Phänomen unserer Generation ist, das Konzert der Lieblingsband lieber mit dem Smartphone in der Hand für die Ewigkeit zu konservieren, anstatt den Moment mit all unseren Sinnen zu genießen. Kaum vorstellbar, wie viel wir schon in unserem Leben verpasst haben, weil wir darauf fokussiert waren, unsere Glücksmomente mit anderen zu teilen. Miteinander zu kommunizieren, ist so einfach wie nie. Mit den sozialen Medien geht aber auch ein ständiger Zwang zur Selbstdarstellung einher. Glücklicher macht uns das nicht.
Sich zu vergleichen macht unglücklich – eine Erkenntnis, die es nicht erst seit Zeiten von Social Media gibt. Heute erfährt sie eine noch größere Aktualität. Wir scrollen durch Bilder von leckerem Essen, wilden WG-Partys und schönen Sonnenuntergängen und fragen uns dabei, warum wir daneben nur ein ziemlich langweiliges Leben führen. Dass wir uns gerade in der geschönten Welt von Social Media befinden, vergessen wir. Doris Teutsch, Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität Hohenheim, spricht dabei auch vom sogenannten „positivity bias“ – also der Tendenz, ausschließlich die Sonnenseiten unseres Lebens auf den sozialen Netzwerken zu präsentieren. Kein Wunder, dass wir dadurch unglücklich werden können.
Einsam oder glücklich?
Eine Studie der Universität Pittsburgh zeigt, dass häufiges Nutzen von Social Media und das Gefühl von Einsamkeit in einem Zusammenhang stehen. Menschen, die über zwei Stunden täglich in sozialen Netzwerken verbringen, haben demnach eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, in eine soziale Isolation zu geraten, als diejenigen, die soziale Plattformen weniger als eine halbe Stunde am Tag besuchen. Bleibt nur die Frage, was zuerst da war – die Einsamkeit oder Social Media. Macht uns die häufige Nutzung von Social Media einsam? Oder nutzen wir Social Media häufiger, weil wir einsam sind?
Es ist ein Wechselspiel aus beidem. Das Problem dabei: Es gibt keine tiefgehenden Verbindungen. Nichts kann eine Umarmung, ein Kompliment oder ein tiefgehendes Gespräch ersetzen. Dem Nucleus accumbens, dem Belohnungssystem unseres Gehirns haben wir es jedoch zu verdanken, dass wir uns auch über positive Kommentare und Likes in den sozialen Netzwerken freuen. Wie Neurowissenschaftler der Universität Berlin herausfanden, wird dieser Teil des Gehirns besonders stark durchblutet, wenn wir viel Bestätigung in den sozialen Medien erhalten – ein Glücksgefühl entsteht.
So essenziell Instagram, Facebook und Co. inzwischen auch sein mögen. Vielleicht sollten wir uns alle lieber glücklich lachen statt glücklich liken!