„Es macht mich glücklich, wenn ich sehe, dass ich durch meine Moderation anderen Menschen den Tag verschönern konnte.“
Im Scheinwerferlicht eines Freizeitparks
Ein süßlicher Geruch liegt in der Luft. Französische Musik dringt aus den Lautsprechern und vermischt sich mit dem Klackern der Achterbahn. Eingebettet im Europa-Park liegt der französische Themenbereich. Dort können die Besucher*innen nicht nur über den Walk of Fame schlendern und Crêpes genießen, sondern auch einen Blick in das parkeigene Podcast- und Radio-Studio werfen. Mit etwas Glück sind die Türen des Studios geöffnet. Dann können sie am Moderationspult Platz nehmen und den Moderator*innen bei ihrer Arbeit zuschauen. Diese produzieren dort neben Podcastformaten auch Radiosendungen und führen Interviews mit Besucher*innen des Freizeitparks. Das „Studio 78“ bringt Menschen zusammen und ist der Arbeitsplatz von Stefan Mayer.
Der Countdown läuft
Um 10:30 Uhr schließt Stefan Mayer das Studio auf. Während der Wintersaison hat der Europa-Park zu dieser Zeit noch nicht geöffnet. Deshalb ist es im Park noch ruhig. Er betritt das Radio-Studio, das passend zum französischen Themenbereich im Retro-Charme der 20er Jahre eingerichtet ist. Alte Radiomodelle und Mikrofone schmücken den Raum und erinnern an diese Zeit zurück. In der Mitte des Raums steht das Moderationspult. Auf diesem befinden sich mehrere Bildschirme, Mikrofone und die unterschiedlichsten Regler. „Damit fährt man die Technik, so sagt man es im Radio“, erklärt Stefan Mayer, während er sich am Moderationspult einrichtet. Bis zur Radioshow hat er noch eine knappe halbe Stunde Zeit.
Heute moderiert er die Sendung „Zeit.Gemeinsam.Erleben.“, die im Schwarzwaldradio und parallel dazu im hauseigenen EUROPA Radio live gesendet wird. Dabei dreht sich alles um die Region Schwarzwald, den Europa-Park und Musik. Doch hinter dem Titel verbirgt sich nicht nur der Name der Show, sondern auch das Motto des Freizeitparks. Stefan Mayer moderiert die Sondersendung seit 2020 regelmäßig und freut sich jedes Mal darauf. „Ich wollte eigentlich mitzählen, aber 150 Sendungen habe ich bestimmt schon moderiert.“
Um diese vorzubereiten, geht er immer ähnlich vor. Zunächst bespricht er die Themen gemeinsam mit dem Redaktionsteam des Radiosenders. Daraufhin füllt er die Rubriken der Show mit den unterschiedlichen Inhalten. Bevor Stefan Mayer mit der Moderation beginnt, öffnet er sein vorbereitetes Dokument und schaut noch einmal nach den neuesten Nachrichten- und Wettermeldungen.
Moderator mit Herz und Seele
Stefan Mayer ist gebürtiger Schwarzwälder und Diplom-Betriebswirt mit dem Schwerpunkt Sportmanagement. Durch seine ehemalige Position als Führungskraft hat er die Liebe zur Moderation entdeckt, indem er viel vor Gruppen gesprochen und ein paar Veranstaltungen moderiert hat. „Dabei habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht und gut ankommt“, sagt er. Stefan Mayer entschied sich dazu, seine bisherige Anstellung aufzugeben, um einen neuen Weg einzuschlagen: „Ich habe mir gesagt, Mensch, mach doch aus diesem Talent noch was. Versuch doch mal, ob du damit auch dein Geld verdienen kannst.“ Daraufhin besuchte er die Moderatorenschule Baden-Württemberg in Karlsruhe und eine Schauspielschule in Stuttgart. Für ihn bestand die Schwierigkeit zunächst darin, sich in der Branche einen Namen zu machen. Zudem kam Stefan Mayer nicht aus dem redaktionellen Bereich. Das spielt vor allem im Rundfunk eine große Rolle, da dort die freien Stellen häufig aus der Redaktion heraus besetzt werden. Das liegt vor allem daran, dass sich die Personen bereits inhaltlich auskennen. Bei der Event-Moderation sieht das etwas anders aus. Stephan Ferdinand, Professor an der Hochschule der Medien und Direktor des Instituts für Moderation in Stuttgart, spricht in Bezug auf die Moderationsart von einem Netzwerkeffekt: „Machst du einmal was, wirst du von anderen häufiger angefragt.“ Aus diesem Grund nutzte Stefan Mayer jede Gelegenheit, um zu moderieren.
Mittlerweile ist er nicht nur ausgebildeter Eventmoderator, sondern auch Produktions- und Studiosprecher. Der Moderator ist freiberuflich tätig und wird von Unternehmen, wie beispielsweise dem Europa-Park, für bestimmte Projekte beauftragt. Neben dem Freizeitpark hat er auch schon unter anderem mit Adidas und Alnatura zusammengearbeitet. Doch sein Herzensprojekt ist und bleibt seine Arbeit als Stadionmoderator beim Fußball-Bundesligisten SC Freiburg. Die 18 Clubs dieser Liga haben jeweils ihre eigene Stimme. Stefan Mayer ist sehr stolz darauf, dass er eine davon sein darf. „Das ist schon etwas sehr Besonderes für mich, dass ich jedes Heimspiel moderieren darf.“ Die Eindrücke als Stadionmoderator teilt er gerne auf seinem Instagram-Kanal.
Auf die Frage, ob die Moderation sein Traumjob ist, antwortet Stefan mit einem klaren „Ja, definitiv“. Er genießt es, immer wieder in neue Welten eintauchen zu können und als Moderator auf der Bühne zu stehen. „Es macht mich glücklich, wenn ich sehe, dass ich durch meine Moderation anderen Menschen den Tag verschönern konnte.“
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Ein Park voller Möglichkeiten
Der Moderator pflegt eine langjährige Beziehung zum Europa-Park. Es ist schon über 20 Jahre her, als er dort das erste Mal als Praktikant in der Presseabteilung gearbeitet hat. Seitdem kam er immer wieder in den Park zurück und durfte verschiedene Moderationsarten ausprobieren. Im Allgemeinen kann man dabei zwischen der journalistischen Moderation, der Veranstaltungs- und Event-Moderation und der Social Media-Moderation unterscheiden, die jeweils über weitere Unterformen verfügen. Für Stefan Mayer hat jede Moderationsart etwas Besonderes. Am wichtigsten ist ihm bei der Moderation allerdings, den Menschen zuzuhören – „egal, ob man vor Publikum moderiert, in eine Kamera oder in ein Mikrofon“, sagt er.
Als erstes Projekt im Erlebnis-Resort durfte Stefan Mayer das Warm-Up der Fernsehsendung „Immer wieder sonntags“ moderieren. Dabei trat er als TV-Moderator auf und konnte erste Erfahrungen vor der Kamera sammeln. Dieses Projekt war für ihn Herausforderung und Übung zugleich. „Du musst spontan sein. Du musst von 0 auf 100 die Leute irgendwie aktivieren", berichtet er. „Das war für mich wie ein Trainingslager und das jeden Sonntag.“ Daraufhin moderierte Stefan Mayer das Europa-Park-Format „Weekly“. Dieses wurde während Corona ins Leben gerufen, um den Besucher*innen das Erlebnis-Resort nach Hause zu bringen. Außerdem durfte er neben den Radiosendungen auch schon mehrere Livestreams und Veranstaltungen im Park moderieren. Die Besonderheit, als Moderator in einem Freizeitpark zu arbeiten, sieht Stefan in der Themenvielfalt, der Interaktion mit den Besucher*innen und dem familiären Charakter: „Man hat mir die Chance gegeben, mich als Moderator weiter auszuprobieren. Das ist nicht selbstverständlich und dafür bin ich sehr dankbar.“
Mittlerweile hat er sich im Bereich der Moderation breit aufgestellt. Stefan Mayer weiß, auf was es bei den verschiedenen Moderationsarten ankommt. Als Moderator bei einer Veranstaltung des Parks sieht er sich als „verlängerter Arm des Gastgebers“. Seine Aufgabe besteht darin, einen großen Teil dazu beizutragen, dass die Veranstaltung ein Erfolg wird. Bei der Radiomoderation ist es stattdessen wichtig, Inhalte möglichst kurz und prägnant zu formulieren. Die Zuhörer*innen sollen sich aber trotzdem unterhalten fühlen.
Live aus dem „Studio 78"
Um 11 Uhr bekommt Stefan Mayer die Sendung vom Schwarzwaldradio übergeben. Ab jetzt liegen vier Stunden Arbeit und 16 Moderationsblöcke vor ihm. Während der Moderation zieht er Kopfhörer auf, um sich selbst besser hören zu können. Er spricht über Themen wie den Skisprung-Weltcup im Schwarzwald und den Besuch der Fußball-Nationalelf im Europa-Park. Außerdem klärt er in der Rubrik „Schlaumayer“ auf, woher der Park seinen Namen hat, und spricht über den Hit des Tages. Während der Song „Tainted Love“ von Soft Cell im Radio läuft, zieht er seine Kopfhörer ab und bereitet die Sendung weiter vor. Stefan Mayer nutzt die Pausen zwischen seinen Moderationsblöcken, um mit den Zuhörer*innen über WhatsApp zu interagieren. Diese können ihm Nachrichten schreiben und Liedwünsche mitteilen. Der Moderator spielt die passenden Songs und geht auf manche Nachrichten spontan in der Sendung ein. Nebenbei behält Stefan Mayer die Werbeblöcke im Blick, die an der richtigen Stelle platziert sein müssen. Er überprüft O-Töne und wählt passende Überleitungen zwischen den verschiedenen Audiospuren aus. „Das sind die sogenannten Verpackungen“, erklärt er. Dabei muss er beachten, dass weder Löcher noch harte Cuts im Programm entstehen.
Während der gesamten Radiosendung laufen die Parkbesucher*innen am „Studio 78" vorbei. Viele nehmen den Ort gar nicht wahr. Nur hin und wieder drückt ein Gast sein Gesicht gegen die Fensterscheibe, um in das Studio schauen zu können. Stefan schenkt ihnen ein Lächeln und setzt seine Moderation gelassen fort. Man merkt ihm an, dass er Spaß bei seiner Arbeit hat und mit Herz und Seele dabei ist.
Um 15 Uhr beendet der Moderator die Live-Sendung und gibt das Programm an das Schwarzwaldradio zurück. Er zieht die Kopfhörer ab und fährt die Technik herunter. Stefan ist zufrieden mit der Sendung. Er schaltet das Scheinwerferlicht aus und verlässt das „Studio 78" über den Walk of Fame. Für heute ist seine Arbeit im Europa-Park getan. Doch schon bald wird er wieder ein Mikrofon zur Hand nehmen, wenn es heißt „Zeit.Gemeinsam.Erleben.“.