"Ich hätte niemals von Scotch auf Martini umsteigen sollen"
Hätte ich raten müssen, dann hätte ich bei diesen letzten Worten natürlich auf Sean Connery getippt. Martini, geschüttelt, nicht gerührt, ist quasi sein Markenzeichen. Aber tatsächlich kamen diese letzten Worte nicht von James Bond, sondern aus dem Mund von Humphrey Bogart. Der amerikanische Schauspieler gehört zu den Größten seiner Zeit und ist vor allem durch seine Rollen in „Casablanca“ oder „Die Spur des Falken“ bekannt. Der gute Bogart war nicht nur ein begabter Schauspieler, sondern auch ein exzellenter Trinker. Scotch zählte zu seinen Wegbegleitern, egal ob in Los Angeles oder im tiefsten Kongo. Eine Beziehung, die länger hielt als eine seiner vier Ehen.
Auf der Karriereleiter spielte er sich seinen Weg vom Broadway nach Hollywood und erhielt manche Rollen genau wegen seines Suffizierens und der Sympathie für Zigaretten. Bogart wurde selbst zu einer Ikone des Schwarzweißfilms und unterhielt mit seinen Soireen die Elite des damaligen Hollywoods. Aufgrund eines Luftröhrenkrebs musste er allerdings von Scotch auf Martini umsteigen. Das mag an der Leichtigkeit dieses Getränks gelegen haben, denn der frische und botanische Geschmack liegt für Hochprozentiges leichter im Magen. Statt rauchigem Eichenfass und Karamellnote gab es für ihn nur noch Oliven mit Wermut oder Wehmut, wie man will.
Dieser Shortdrink-Switch schmeckte ihm wahrscheinlich genauso wenig wie das Getränk selbst. Jedenfalls ging es Bogart nicht nur um den Geschmack und den Alkoholgehalt. Für ihn war das Zelebrieren eines Drinks das Wichtigste am Trinken. Gar kein so schlechter Ansatz. 1950 verkündete er, dass die Welt drei Drinks zurückliegt. Wenn Stalin, Truman und alle anderen drei Drinks hätten, dann bräuchte man die Vereinten Nationen nicht mehr.
Drei Drinks, dann ohne UNO
Neben der Tatsache, dass er selbst seinen eigenen Krieg gegen die Fülle einer Scotch-Flasche führte und sich wahrscheinlich körperlich jeden Abend ins Nirvana beförderte, ist dieser Satz gar nicht so verkehrt. Anscheinend ist eine Krisenentschärfung schwieriger, als die Menschheit zu glauben vermag. Man kämpft um seine eigene Meinung und hört der anderen Seite nicht mehr zu. Jeden Morgen öffne ich meine Nachrichten und frage mich, wer schon wieder nicht zugehört hat. Wieso also förmlich bleiben, wenn eh jeder macht, was er will? Wieso statt in dem Hauptquartier der UNO nicht in einer verruchten Bar mit Ledersesseln, Bierflaschen mit Kerzen auf den Tischen und gedimmten Lichtern über die Welt entscheiden? Wer weiß, vielleicht stecken in manchen Politiker*innen Prostianer, der oder die nach drei Drinks zu einer Friedensverhandlung bereit sind. Sicherlich ist der Konsum von Alkohol nicht in jeder Situation angemessen, aber wir alle wissen, dass die meisten entspannter und selbstbewusster werden.
Vielleicht sind manche Länder zu schüchtern und brauchen erst einen kleinen Drink, bevor sie sich trauen, die Welt zu verbessern, anstatt sie auf nüchterne Weise zu verschlechtern. Trump und Putin zum Beispiel greifen bekanntermaßen beide eher zur Cola Light, anstatt zum Vodka. Vielleicht liegt darin der Fehler. Bei einem schönen, kalten Gläschen Scotch lässt es sich doch viel leichter über den Frieden reden. Und vielleicht entsteht ja sogar die Schnapsidee, alle anderen Länder mit einzubinden. Wäre das ein Fest.
Für Bogart war das eine klare Sache. Der Hollywood-Star hat anscheinend schon damals gewusst, wie wir die Probleme von heute lösen könnten. Nach ihm sollte auf dieser Konferenz allerdings Scotch und auf keinen Fall Martinis serviert werden, denn dann wäre wahrscheinlich der Frieden in Gefahr.
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