Generation Z und die Liebe
Zu der Generation Z gehören die, die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren wurden.
Quelle: Simon Schnetzer
Swipe links, swipe rechts – „Mist, der sah gut aus! Aber für die Premiumversion zahle ich trotzdem nicht. Vielleicht wären wir kein Match. Es wird noch andere geben.“
Mittlerweile gibt es über 2.500 Online-Dating-Plattformen. Sozusagen eine App für jeden Typ. Für die, die nichts Langfristiges suchen. Für die, die besondere Vorlieben haben. Und für die, die nur was Ernstes wollen.
Laut einer Auswertung von Statista waren 2021 über neun Millionen Menschen in Deutschland auf mindestens einer Dating-Plattform angemeldet. Aber warum? Erst neulich hat sich eine Freundin wieder bei mir über das Online-Dating beschwert. Es sei so unpersönlich und meistens würden sich die Leute auf den Apps anders geben als bei einem Treffen. Als ich sie gefragt habe, warum sie dann dauernd auf Tinder-Dates gehen würde, wenn sie sowieso fast immer enttäuscht wird, hat sie nur kopfschüttelnd geantwortet:
„Man lernt ja woanders niemanden mehr kennen.“
Aber stimmt das? Junge Menschen gehen auch heute in den Club (Disco), treffen sich auf Hauspartys oder mit Freund*innen in der Stadt. Das Leben findet auch heute noch außerhalb der eigenen vier Wände statt, wenn man das wünscht. Der einzige Unterschied sind die Sozialen Medien. Die gab es zur Jugendzeit unserer Eltern noch nicht. Und obwohl die Medien den Kontakt untereinander vereinfachen sollen, scheitern die meisten Tinder-Dates.
Die Medien ermöglichen es, jeden Tag die Profile von tausenden Menschen anzuschauen. Unter anderem von Berühmtheiten und überdurchschnittlich attraktiven Menschen. Wenn man jeden Tag mit diesen Bildern konfrontiert wird, gewöhnt man sich an diesen Schönheitsstandard und nimmt ihn als durchschnittlich war. Das war vor 30 Jahren noch anders. Damals kannte man die Frauen und Männer aus der eigenen Stadt und vielleicht noch aus dem Nachbarort. Berühmtheiten hat man höchstens in den Kinos oder in Magazinen gesehen. Deren Gesichter waren aber nicht, wie heute, täglich abrufbar.
Wenn Kerstin die schönste Frau im Ort war und am Wochenende mit einem tanzen gegangen ist, dann war das ein absolutes Highlight und man hat noch Wochen danach, bei den eigenen Freund*innen damit angegeben.
Heute wird eine Frau wie Margot Robbie dagegen als „Mid“, also durchschnittlich betitelt. Der Mensch will von Natur aus immer das Beste für sich. Und damals war klar, dass das Beste im Ort, die Kerstin war. Heute könnte sich hinter jedem Swipe eine noch schönere Frau oder ein noch hübscherer Mann verstecken. Man könnte ja was verpassen, wenn man sich bindet, ohne die anderen Optionen zu kennen. Außerdem wird beim Swipen auf den Plattformen Dopamin im Körper ausgeschüttet, was dafür sorgt, dass man wie gebannt Stunden vor dem Handy sitzt. Hinzu kommt die Fomo (Fear of missing out) also die Angst davor etwas zu verpassen. Unter dieser Angst leiden, laut einer Studie von Marktforschung.de, ca. 56 % aller Social Media Nutzer*innen.
Das Klügste und Gesündeste wäre doch, das Online-Dating wegzulassen. Und die Fomo in die analoge Welt zu übertragen. Wenn wir die Menschen, die wir im Alltag attraktiv finden, nicht ansprechen und fragen, ob sie mit uns einen Kaffee trinken gehen, verpassen wir doch wirklich weitaus mehr, als ein paar potenzielle Matches auf Tinder, oder?
Eine weitere Folge der Kolumne Generation Z und... findet ihr hier