Interview

„Frau Kübel? Sind Sie es?“

Moderatorin Jana Kübel im Studio in Stuttgart für das SWR-Fernsehen.
31. Mai 2023
Moderatorin, Journalistin und Mutter - Jana Kübel moderiert seit 2018 die Landesschau im SWR-Fernsehen und zaubert damit Montag bis Freitag um Punkt 18:45 Uhr tausenden Zuschauer*innen ein Lächeln ins Gesicht. Doch wie ist das, eine bekannte Moderatorin zu sein?

Wie kamst du dazu, Journalistin zu werden?

Es war immer mein großes Ziel, so mittendrin im Geschehen zu sein, mit einer schusssicheren Weste. Oder im Panzer mitzufahren. Das war mein Gedanke und dann habe ich Politikwissenschaften studiert. Ich wollte immer politische Berichterstattung machen, aber irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass - wenn ich vor habe ein relativ normales Leben zu führen, mit eventuell auch Familienplanung - dass das dann nicht der richtige Job für mich ist. Man wäre 24/7 unterwegs, setzt sich Gefahren aus und zieht da auch seine Familie mit. Und dann kam das Angebot der Landesschau relativ durch Zufall. Man sagt ja auch: „Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Zufällen.“ Und ich dachte mir direkt, das ist eine gute Sache!

Wirst du öfter mal in deinem Alltag erkannt?

Ich hatte früher tatsächlich öfter die Situation, dass die Menschen mich an der Stimme erkannt haben, obwohl ich ja im Fernsehen moderiere und nicht im Radio. Zum Beispiel an der Fischtheke im Real, da meinte die Verkäuferin dann: „Ich kenne Sie…ich kenne Sie, aber ich weiß nicht woher!". Einmal ist eine Frau mitten auf der Königsstraße auf mich zugestapft und sagte zu mir: „Frau Kübel? Sind Sie es?“ Ich dachte mir schon, dass ich jetzt wegen irgendetwas Ärger kriege, aber sie meinte dann: „Ich wollte Ihnen nur mal sagen, dass Sie das großartig machen. Das war lange nötig, frischen Wind reinzubringen. Sehr gut. Machen Sie so weiter!“ Und ich dachte mir nur, Gott sei Dank.

Hast du es manchmal bereut, in der Öffentlichkeit zu stehen?

Ich bin ganz froh, dass ich privat anders heiße als im Fernsehen, weil ich ja inzwischen geheiratet habe. Das finde ich wirklich praktisch. So bin ich und sind meine Kinder in der Kita unter einem anderen Namen. Den behalte ich auch für mich und das finde ich schön.

„Du musst dich ja auf jedes Interview gleich vorbereiten. Egal, ob du mit dem Bundeskanzler sprichst oder mit der Schneckenzüchterin.”

Jana Kübel

Vermisst du das Politische dann nicht trotzdem manchmal?

Nein, also du musst dich ja auf jedes Interview gleich vorbereiten. Egal, ob du mit dem Bundeskanzler sprichst oder mit der Schneckenzüchterin. Jeder Mensch verdient den gleichen Respekt und in jedes Thema musst du dich gleich hineinarbeiten. Am Ende ist es genau dasselbe und auch die Politik möchte ja irgendwo unterhalten. Wenn man den Menschen etwas nahebringen möchte als Journalist, dann sollte ein unterhaltender Faktor dabei sein. Ich finde das noch wertvoller, weil hier bei uns wirklich Menschen mit ihren eigenen Lebensgeschichten sitzen und uns diese anvertrauen. Die Politiker haben meist ein Eigeninteresse daran, vor deiner Kamera zu stehen und Sendezeit zu bekommen. Die Menschen, die bei uns im Studio sitzen sind die größte Auszeichnung, weil sie uns so viel Vertrauen entgegenbringen. Ich glaube, Vertrauen ist das wertvollste Gut, besonders wenn man auf die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schaut. Insofern haben wir hier eine sehr wichtige Aufgabe.

Was glaubst du, wie die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aussieht?

Natürlich gibt es auch bei uns Veränderungen im Sendeprogramm. Wir haben entschieden, die Show ab Sommer auf 75 min zu verlängern. Ich glaube, dass wir uns überlegen sollten, wo unsere Kernkompetenzen liegen und diese noch weiter ausbauen müssen, aber auch klar machen sollten, wieso der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland so wichtig ist. Ich glaube, dass wir es manchmal leider einfach verpassen, den Menschen unsere Aufgabe nahe zu bringen, zeitgleich aber auch erkennen sollten, was der Zuschauer von uns möchte und was er grade braucht.

Jeder von uns hat so Tage, an denen wir nicht so gut drauf sind und uns einfach nicht wohl fühlen. Als Moderatorin muss man aber dennoch immer irgendwie sein bestes Lächeln aufsetzen. Wie gehst du mit solchen Tagen um?

Oh ja! Ich stelle mir diese Frage total oft. Es gibt so viele Gründe, sich zu verstecken und manchmal hat man einfach nur Lust, unter einer Decke mit einem Tee auf dem Sofa zu sitzen und die Sendung anzuschauen. Es gibt eigentlich nur einen Satz, der da hilft: Der Zuschauer oder die Zuschauerin kann nichts dafür! Sie haben es auch verdient, vielleicht haben sie auch einen Scheißtag und das ist mein Job. Das ist das, was mir hilft.

Wie gehst du dann mit Gästen um, die du nicht so sympathisch findest? Sagst du da auch: „Das ist mein Job, ich muss jetzt“?

Ich finde gerade die total spannend! Natürlich unterhalte ich mich lieber mit Menschen, die mir sympathisch sind, aber es kann mir nicht jeder sympathisch sein. Ich finde also gerade die toll, weil ich mich vermutlich ansonsten nie mit ihnen unterhalten hätte. Das macht sie noch interessanter und auch hier gilt: Jeder Mensch verdient den gleichen Respekt, ganz egal, was er macht. Da bin ich auch zu sehr Journalistin. Ich würde niemals meine persönliche Meinung einfließen lassen. Der Zuschauer hat das Recht sich eine eigene Meinung zu bilden und das kann er viel besser, wenn ich meine Meinung für mich behalte. Man mag es mir zwar bestimmt manchmal im Gesicht ansehen, aber ich muss es nicht aussprechen. Ich glaube, dass das einen nur unsympathisch machen würde.

Erinnerst du dich an deinen Lieblingsgast?

Harald Schmidt. Er war wirklich genial. Das Interview war verrückt, weil es so herausfordernd war. Wir wollten über irgendein bestimmtes Thema sprechen, aber schon ab Frage eins hatte er alles umgedreht. Ich konnte meine Moderationskarten direkt wegschmeißen. Er war so schlagfertig und wir haben uns gegenseitig durchgehend nur befeuert. Das hatte mich schon sehr beeindruckt.

Es gibt ja ziemlich viele Vorurteile über Moderator*innen. Was denkst du, würde außenstehende Menschen am meisten über deinen Beruf überraschen?

Die meisten Menschen fragen mich: „Wie, Sie fangen schon um 11 Uhr an? Die Sendung ist doch erst um 18:45 Uhr.“ Ja, wir haben einen kompletten Arbeitstag und es wird immer zum Ende hin knapp. Also insofern ist unser Tag voll genutzt. Wir schreiben unsere Texte selbst und natürlich muss man auch das Interview selbst vorbereiten. Nur zur Sendung kommen und vorlesen – das ist nicht drin. Überraschen würde bestimmt auch viele, wie viel man eigentlich warten muss während der Sendung. Es ist wie beim Film, wir warten unglaublich viel.

Die Redakteurin steht in beruflicher Beziehung zu der Protagonistin.