Hate Speech 4 Minuten

Ein Schatten auf der digitalen Bühne

Hate Speech
Hass und Hetze im Netz – vor allem junge Leute sind betroffen | Quelle: Ruth Schopper
11. Dez. 2023

 

In der digitalen Ära entfaltet Hate Speech seine toxische Wirkung: Junge Erwachsene stehen inmitten der verbalen Angriffe im Internet, was dringend nach einem Umgang zwischen Medienbildung und Präventionsarbeit verlangt.

Wann spricht man von Hate Speech?

In der Zeit der Digitalisierung hat das Internet eine zentrale Rolle in der Art und Weise übernommen, wie wir kommunizieren, Informationen teilen und Meinungen äußern. Doch mit dieser Freiheit ist auch eine Herausforderung erwachsen: Hate Speech. 

Besonders betroffen sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren; fast jeder Fünfte in dieser Altersgruppe war schon einmal persönlich von Hate Speech betroffen.

Ouelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung 

In der digitalen Welt, in der Kommunikation in Echtzeit stattfindet und Anonymität leichter zu wahren ist, verbreitet sich Hate Speech schneller und unkontrollierter als je zuvor. Anders als in persönlichen Begegnungen, wo soziale Normen und direkte Konsequenzen abschrecken können, bietet das Internet eine Plattform, auf der hasserfüllte Botschaften ohne sofortige, sichtbare Folgen für die Verfasser*innen ausgesprochen werden können. Besonders in Deutschland, wo die Vergangenheit eine sensible Haltung gegenüber Hass und Diskriminierung geprägt hat, zeigt sich das Phänomen der Hassrede als komplexe Herausforderung, erläutert Das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft. Hate Speech, also Hassrede, umfasst Äußerungen, die darauf abzielen, Personen oder Gruppen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Geschlecht, sexuellen Orientierung oder anderen Merkmalen zu diffamieren und zu diskriminieren. Laut Wyn Brodersen von Das NETTZ richtet sich Hate Speech per Definition gegen Minderheiten. Im Internet sind oft marginalisierte Gruppen wie beispielsweise Geflüchtete, LGBTQ+-Personen oder Menschen mit Migrationsgeschichte davon betroffen. Das NETTZ fördert die digitale Zivilcourage und setzt sich für eine konstruktive Diskurskultur im Netz ein und fördert zum Beispiel das Förderprogramm „Demokratie im Netz“.

Die Suche nach dem Gleichgewicht der Meinungsfreiheit

Besonders junge Menschen, die einen großen Teil ihres Lebens in den sozialen Netzwerken verbringen, sind oft Ziel solcher Angriffe, schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Hate Speech reicht von subtilen Formen der Diskriminierung bis hin zu offenen Drohungen. Hass im Internet hinterlässt tiefe Spuren, die von psychologischen Auswirkungen wie Angstzuständen und Depressionen bis hin zur sozialen Isolation reichen können. Es schadet dem öffentlichen Diskurs, indem es konstruktive Debatten untergräbt und die Verbreitung von Vorurteilen und Radikalisierung fördert. Zudem beeinträchtige es die politische Teilhabe, indem es Minderheiten einschüchtert und den Ruf von Personen des öffentlichen Lebens nachhaltig beschädigen kann. Diese Art von Hassrede habe nicht nur individuelle, sondern auch gesellschaftliche Konsequenzen, verstärke Vorurteile, schüre Angst und spalte die Gesellschaft so Die Deutsche Welle.

Politisch gesehen ist es eine Gratwanderung: Wie lässt sich Hate Speech bekämpfen, ohne die Meinungsfreiheit zu untergraben? Es ist ein Balanceakt, bei dem sorgfältig zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und dem Schutz vor Hass und Diskriminierung unterschieden werden muss. Die Bekämpfung von Hate Speech im Internet erfordert ein gemeinsames Vorgehen von Politik, Gesellschaft und den Plattformbetreibern selbst. Bildungsinitiativen, strengere Gesetze und eine effektive Durchsetzung sind hierbei unerlässlich. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind ein wichtiger Grundpfeiler, aber mit Gesetzten allein kann man das Problem nicht lösen, da Hate Speech ein gesellschaftliches Problem ist“, erzählt Wyn Brodersen.

Meinungsfreiheit auf sozialen Medien ist ein zweischneidiges Schwert: denn Meinungsfreiheit ist essenziell für eine offene Gesellschaft, doch wird sie manchmal als Deckmantel für Hate Speech missbraucht. Es ist eine knifflige Herausforderung, den feinen Grat zu navigieren, wo freie Äußerung endet, und verbaler Angriff beginnt.

„Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind ein wichtiger Grundpfeiler, aber mit Gesetzen allein kann man das Problem nicht lösen, da Hate Speech ein gesellschaftliches Problem ist.“

Wyn Brodersen - Das NETTZ

Medienbildung als Waffe gegen den Online-Hass

Medienbildung und Medienkompetenz sind entscheidende Schlüssel zur Prävention von Hate Speech im Internet, da sie Nutzer*innen befähigen, Hass zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und entsprechend darauf zu reagieren. Sie bilden die Grundlage, um eine informierte und aufgeklärte Online-Gemeinschaft zu schaffen, die gegen die Verbreitung von Hass im Netz gewappnet ist.

„Wenn wir von politisch-motiviertem Hass im Internet sprechen, dann haben wir Aufklärungsquoten von über 50 Prozent, das darf man nicht unterschätzen“, betont Markus Schüttler von der Task Force gegen Hass und Hetze der Polizei. Die Taskforce gegen Hass und Hetze ist eine Einheit des Landeskriminalamtes in Baden-Württemberg Die Initiative Toleranz im Netz ist ein Zusammenschluss von Organisationen aus den Bereichen Bildung, Gesellschaft, Medien und Sicherheit in Baden-Württemberg egal ob als Bildungsangebot, Meldestelle oder Opferschutzinitiative.

Die Anonymität und Reichweite des Internets verleihen Hate Speech eine Plattform. Ein hasserfüllter Kommentar kann innerhalb von Sekunden ein globales Publikum erreichen und unkontrollierbare Konsequenzen haben. 

„Wenn wir von politisch-motiviertem Hass im Internet sprechen, dann haben wir Aufklärungsquoten von über 50 Prozent, das darf man nicht unterschätzen.“

Markus Schüttler - Taskforce gegen Hass und Hetze der Polizei

Was kann man gegen Hate Speech tun?

Es ist wesentlich, dass Personen, die von Hate Speech betroffen sind, erkennen, dass sie Unterstützung erhalten können. Organisationen wie die Jugendstiftung, die Taskforce der Polizei gegen Hass und Hetze sowie das NETTZ bieten Beratung und Hilfe an. Diese Unterstützung beinhaltet sowohl den Umgang mit den direkten Auswirkungen als auch Maßnahmen gegen die Verbreitung von Hass im Netz.

Die Bekämpfung von Hate Speech erfordert kollektive Anstrengungen. Einzelne Gesellschaftsmitglieder können durch aktives Eingreifen, beispielsweise durch die Unterstützung Betroffener und das Melden von Hassinhalten, sowie durch Aufklärung einen wichtigen Beitrag leisten.

Wenn du von Hate Speech betroffen bist, stehen dir folgende Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung:

Die Meldestelle REspect! ist eine Maßnahme der Jugendstiftung Baden-Württemberg im Demokratiezentrum Baden-Württemberg / meldestelle-respect.de / meldung@meldestelle-respect.de / Tel. (07042) 83 17 11

Landeskriminalamt Baden-Württemberg Task Force gegen Hass und Hetze Initiative Toleranz im Netz / www.initiative-toleranz-im-netz.de / stuttgart.lka.taskforce-hassundhetze@polizei.bwl.de / 

Das NETTZ / www.das-nettz.de / info@das-nettz.de / Tel. +49 157 536 742 17