Bienenfreundliches Gartenpardies
Mit der Wahl der richtigen Pflanzen können wir vielen Insekten einen wertvollen Lebensraum bieten. Denn durch intensive konventionelle Landwirtschaft, Flächenversiegelung und Umweltverschmutzung schrumpft der Lebensraum der Insekten deutlich. Unterschieden werden sollte dabei aber streng nach wilden Bienen und Honigbienen. Mit dem Bienensterben assoziieren viele das Sterben der fleißigen Honiglieferanten. Gewöhnliche Honigbienen sind jedoch keineswegs so stark bedroht wie viele Wildbienenarten. Solange wir Honigbienen als Nutztiere halten, werden sie existieren. Wirklich schlecht geht es dahingegen der Wildbienenpopulation. Von den mehr als 560 heimischen Wildbienenarten ist die Hälfte vom Aussterben bedroht. Deshalb ist es wichtig, den eigenen Garten und Balkon möglichst insektengerecht zu gestalten und die richtige Pflanzenauswahl zu treffen. Damit kann der allgemeinen Verödung zumindest im Kleinen entgegengewirkt werden. Wer seinen Garten also mit tierischen Nachbarn teilen möchte, kann dafür einiges tun.
Balkon als Kleinod
Nicht jeder hat gleich einen ganzen Garten zur Verfügung, den er für Insekten attraktiv gestalten kann, aber auch der kleine Balkon kann so einiges bereithalten. Viele Pflanzen wachsen auch gut in Töpfen und ziehen Hummeln, Bienen und Co an. Ein blühender Balkon kann eben nicht nur schön aussehen, sondern auch ein Paradies für sechsbeinige Besucher werden. Gut geeignet sind beispielsweise: Glockenblumen, Duftnesseln, Salbei, Storchschnabel oder Katzenminze. Bei Wildblumenmischungen sollte man Vorsicht walten lassen, denn viele werden als bienenfreundlich angepriesen, beinhalten jedoch fremde Arten, die hier nicht heimisch sind. Besonders geeignet für Nachtschwärmer sind das Polster-Seifenkraut und das Geißblatt.
Und falls mal der ein oder andere Blumentopf nicht schnell genug vor der Kälte geschützt wird, lieber die vertrockneten Stängel über den Winter noch stehen lassen! Warum? Weil das ein idealer Platz für Insekten zum Überwintern ist.
Nisthilfe und Tränke als Sahnehäubchen
Im Sommer kann man einigen Bienenarten helfen, indem man ihnen eine Nisthilfe baut. Dafür kann man einfach ein hartes Stück Holz, am besten unbehandelt, nehmen und Löcher mit einem Durchmesser von drei bis zehn Millimeter reinbohren. Dabei sollte man darauf achten, dass das Holzstück breit genug ist und die Löcher lang beziehungsweise tief genug werden. Die Nisthilfe sollte am besten an einem trockenen und sonnigen Ort platziert werden. (Weitere Tipps findet ihr im Beitrag „Insektensterben: was wir dagegen tun können“.)
Wenn das Haus sowie die Nahrungsquelle schon stehen, fehlt nur noch die Trinkstelle. Insekten und Vögel freuen sich über eine kleine Schale mit frischem Wasser. Um das Trinken auch den kleinen Tieren zu erleichtern, kann man zum Beispiel Murmeln oder Steine in die Schale legen. Darauf können sie sich festhalten.
Ein weiterer Tipp: Knoblauch statt Pestizide. Knoblauch schmeckt nicht nur gut im Essen, sondern hält auch Schädlinge von Pflanzen fern. Ein paar Zehen Knoblauch einfach leicht zerdrücken, in der Erde eingraben und fertig! Eine weitere Möglichkeit ist, einfach einen Topf Lavendel mit auf den Balkon zu stellen.
Grünflächen sind heutzutage häufig auf Ästhetik ausgerichtet. Was für Bienen und andere Lebewesen interessant ist, wird weniger berücksichtigt. Dabei kann der Garten auch so gestaltet werden, dass er nicht nur das menschliche Auge erfreut, sondern auch einen Lebensraum für Insekten bietet. Gerade jetzt, wo Lebensräume und Nahrungsangebote für Bienen durch den Einsatz von Pestiziden und die Verarmung der Landschaft immer knapper werden, sind bienenfreundliche Gärten umso wichtiger, die ganzjährig vielen Insekten einen wertvollen Lebensraum bieten.
Wilde Ecke als wahres Wunder
Wer seinen Garten mit tierischen Nachbarn teilen möchte, kann einiges dafür tun: Die einfachste Maßnahme, die zugleich für viele Insektenarten überlebenswichtig ist, ist eine Wilde Ecke mit Brennnesseln, Disteln und Klee stehen zu lassen, die weder gemäht noch betreten wird. Des Weiteren eignen sich Blumenbeete mit Lavendel, Lupine und Akelei. Diese und weitere Arten dienen Bienen, Schmetterlingen und sogar Vögeln als Lebensraum und Nahrungsquelle. Gemüsebeete mit Zwiebeln, Möhren und Gewürzkräutern liefern nicht nur frische Nahrungsmittel, sie bieten auch ein reichhaltiges Buffet für die fleißigen Blütenbestäuber. Wer wenig Aufwand betreiben möchte, kann sich auch ein Wildblumenbeet anlegen. Die farbenfrohen Stauden ermöglichen den Insekten einen Rückzugsort über den Winter und müssen zudem nur einmal im Jahr geschnitten werden. Auch Bäume und Sträucher wie die Johannisbeere oder Himbeere bieten wertvollen Lebensraum und zur Blütezeit jede Menge Nahrung.
Die Pflanzen erfüllen dabei verschiedene Zwecke. Nicht nur Nektar und Pollen, sondern auch die Stängel und Blätter sind wichtig für die Insekten. Manche Bestäuber sind auf bestimmte Pflanzen angewiesen. Einige Wildbienenarten könnten etwa ohne Disteln gar nicht überleben. Andere sind in ihrer Nahrungswahl weniger eingeschränkt. Wer die Zeit hat, kann sich einfach mal in seinen Garten setzen und beobachten, welche Tiere zu finden sind, und das Angebot entsprechend anpassen.
Ungeeignete Gartenpflanzen
Es gibt jedoch auch einige Arten, die Insekten wenig Nutzen bringen und sich im schlimmsten Fall noch negativ auswirken. Viele beliebte Blühpflanzen, die sich in den deutschen Gärten finden, bieten Bienen und Insekten keine oder nur unzureichend Nahrung in Form von Pollen und Nektar. Einige Pflanzen produzieren zwar Nektar, doch ist dieser ungenießbar für die Bienen. Nicht geeignet sind zum Beispiel windbestäubte Pflanzen, zu denen alle Nadelbäume gehören, aber auch Buchen und Eichen. Auch die Mais- und Getreidemonokulturen in der Agrarlandschaft sind nur auf Windbestäubung angewiesen. Magnolien eignen sich zwar nicht für Bienen, aber dafür für Käfer. Viele Gärten beheimaten gewöhnlichen Flieder sowie Sommerflieder. Dieser sieht zwar toll aus, Bienen haben davon allerdings wenig. Das liegt daran, dass die Blüten wenig Nektar enthalten und dieser auch noch ziemlich bitter schmeckt. Er ist sogar leicht giftig.
Eine herrliche Blütenpracht bringt das Goldglöckchen jedes Frühjahr. Zahlreiche Hecken werden mit dieser unter dem Namen Forsythia bekannten Pflanze aufgehübscht. Die wunderschönen gelben Blüten enthalten jedoch weder Nektar noch Pollen, sind also für Bienen gänzlich ungeeinigt. Verabschieden sollte man sich ebenfalls von Tulpen und Stiefmütterchen, die Bienen nichts bieten können. Zierpflanzen mit gefüllten Blüten sind ein weiteres Tabu. Besonders schwer dürfte der Verzicht auf gefüllte Rosen, Dahlien und Geranien fallen. Durch die fehlenden Staubblätter produzieren sie keine Pollen. Bei noch vorhandenen Fruchtblättern bilden sie zwar Nektar, der sich jedoch tief versteckt hinter den vielen Blütenhüllblättern befindet. Damit ist er unerreichbar für Nektarsammler. Gefüllte Blüten sind für Bienen und andere nektarsaugende Insekten also völlig nutzlos. Neben den genannten Arten, die sich nicht eignen für einen bienen- und insektenfreundlichen Garten, gilt auch der Grundsatz Abwechslung, denn Bienen mögen vor allem keine einseitige Bepflanzung.
Vieles kann also durch einfachste Veränderungen besser gemacht werden. Besonders ein wilder Garten kann für Insekten ein Kleinod sein, auch wenn sich der Nachbar argwöhnisch über das wilde „Unkraut“ beschwert, denn für Bienen ist es Nahrungsgrundlage.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit dem Naturkundemuseum Stuttgart, das im Rahmen eines Sommerspecials auch Beiträge von uns auf seinem Instagram-Kanal @naturkundemuseumstuttgart veröffentlicht. Dort haben wir mit der fachlichen Unterstützung der Experten tolle Mitmach-Challenges rund um das Thema Artenschutz erstellt. Schaut doch mal vorbei!
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