„Willkommen in deinem Garten!“
Grüne Insel im Großstadtdschungel
Wer mit der Zacke oder der U-Bahn zur Weinsteige fährt, um den grandiosen Ausblick über Stuttgart zu genießen, dem sind vielleicht schon einmal die bunten und einladenden Schilder neben dem Santiago de Chile Platz aufgefallen:
Doch was hat es damit auf sich? — Die Schilder laden zu einem Besuch im El Palito (spanisch für „Hölzchen“) ein.
Am Anfang ist die Euphorie
Von Beginn an waren sich die Gründer des Vereins einig: „Hier ist jeder willkommen!“. Einer dieser Gründer ist Viktor, Stuttgarter und 27 Jahre alt. „Die Idee, einen Garten in der Großstadt anzulegen, entstand vor etwa fünf Jahren“, erinnert er sich. Lange sei das Grundstück an der Weinsteige ungenutzt gewesen. Nur selten habe man sich hier mit Freunden getroffen, um einen Geburtstag oder Silvester zu feiern. Schließlich entstand der Wunsch aus dem Grundstück etwas Besonderes entstehen zu lassen.
Zunächst war die Euphorie groß. Am liebsten wollte man sofort beginnen, bloß keine Zeit verlieren! Bevor jedoch etwas gedeihen kann, muss zuerst gerodet werden. Dieser Prozess bedurfte von Beginn an einer Menge Zeit und zieht sich bis einschließlich heute: Selbst nach fünf Jahren bergen die Jungs untypische Gegenstände und Müll beim jährlichen Erweitern und Umgraben des Gartens. „Doch genau das sind die Dinge, die einen urbanen Garten eben urban machen”, erklärt Viktor.
Auf dem El Palito-Areal gibt es einiges zu entdecken:
Was die Jungs unterschätzt hatten: Selbst vermeintlich ehrenamtliche Projekte bringen rechtliche Rahmenbedingungen und bestimmte moralisch-ethische Probleme mit sich. So stellten sich die Fragen, wie „offen“ der Garten sein kann oder wo die Grenzen bei der Nutzung der Grünflächen liegen. Erst kürzlich hatte sich beispielsweise ein Obdachloser in den Hütten des Geländes eingenistet. „Da kommt man mit ganz alltäglichen Dingen in Kontakt, die das soziale Leben in Stuttgart betreffen und die einem entgehen würden, wenn man dem normalen Leben nachgeht.”
Viktor fährt fort: „Der Garten spiegelt das Stadtbild wieder. Hier treffen alle Schichten der Stadt aufeinander.“ Auch wenn die Gründung aus Jux und Tollerei entstanden ist, sind sich die Gründer ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Sie sind glücklich darüber, ein Treffpunkt für Jung und Alt, arm und reich zu sein und diese Begegnungen möglich zu machen. Denn trotz vieler Unterschiede: Die Natur zieht jeden an!
Ein Blick in die Zukunft
Viktor wünscht sich für die Zukunft, dass das El Palito auch noch in vielen Jahren besteht. Denn auch wenn auf den ersten Blick ein großer Wechsel zwischen Auf- und Abbau von subkulturellen Einrichtungen stattfindet, ist Stuttgart lebendig. Ausweglose Situationen erfordern kreative Lösungen. So formen sich momentan zahlreiche alternative Initiativen und Projekte mit dem Ziel, dauerhaft bestehen zu können.
„Wir wollen nicht größer werden, sondern bleiben.”
Es sind viele Chancen da, viele Kapazitäten, die jedoch nur im kleinsten Maße ausgeschöpft werden. Hier kann die Stadt Stuttgart mit ehrlichem Interesse und Engagement ansetzen, derartige Projekte ins Visier nehmen, ansprechen und gezielt unterstützen.
Ein Wunsch, dessen Umsetzung vor allem der Stadt selbst zugutekommen würde, denn:
Das Engagement zahlt sich aus: Vor einigen Monaten hat der El Palito e.V. einen Preis zur Stadtverschönerung von der Stadt Stuttgart erhalten. Das mache die Gründer zwar stolz, eine Garantie, dass das Gärtchen jedoch dauerhaft erhalten bleibt, sei es nicht wie Viktor anmerkt. „Wir arbeiten hier ehrenamtlich und das Bestehen hängt von unserer Motivation ab. Wenn die kippt, kann das alles im Nichts verschwinden.”
Kleine Schritte bewirken Großes — Das Beispiel El Palito beweist dies einmal mehr.
Wer Lust bekommen hat selbst ein Teil davon zu werden und den Verein zu unterstützen, findet Infos zu aktuellen Veranstaltungen auf deren Facebook-Seite. Noch mehr lohnt sich jedoch ein persönlicher Besuch der grünen Insel. Viktor und seine Jungs würde es mit Sicherheit freuen.