Faszination Science-Fiction
Der Abspann rollt und wir müssen erst einmal in unsere eigene Welt zurückfinden. Die letzten zweieinhalb Stunden haben wir auf Arrakis verbracht – dem umkämpften Wüstenplaneten aus Denis Villeneuves Blockbuster „Dune“, der momentan die Zuschauer*innen ins Kino lockt. In den ersten drei Wochen hat der Film bereits 103,9 Millionen Dollar eingespielt. Ähnlich erfolgreich sind auch die neuen „Star Wars“ und „Marvel“-Filme. Doch warum faszinieren uns diese Geschichten? Was steckt hinter dem Traum von der Zukunft?
Die Faszination der Science-Fiction?
Viele Fans sagen, dass für sie kein anderes Genre so vielseitig wie die Science-Fiction sei. Autoren haben hier unendlich viele Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen und utopische Träume werden mithilfe von Wissenschaft und Technik Realität. Dieses Konzept geht vor allem auf den französischen Autor Jules Verne zurück.
Die Geschichte der Science-Fiction
„Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Jules Verne gilt als Geburtsstunde der Science-Fiction. Jules Verne begeisterte die Leser*innen mit einer bisher unbekannten Mischung aus Abenteuer, Fantastik und technischer Raffinesse.
Das goldene Zeitalter der Science-Fiction kam zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts mit Magazinen wie Astounding Science-Fiction. Diese Zeitschriften veröffentlichten jede Woche Geschichten, die vor allem von jungen Leser*innen gekauft wurden. Viele berühmte Schriftsteller wie Ray Bradbury und Isaac Asimov starteten ihre Karriere als Magazin-Schreiber.
In den 50er-Jahren begann auch Hollywood, Science-Fiction zu drehen. Monster, Killer-Insekten und Alien-Angriffe wurden zum Stilmittel aktueller Gesellschaftsthemen wie Fremdenhass, Wettrüsten und die Angst vor einem Atomkrieg. Zeitgleich mit der Mondlandung 1969 wurde die Serie „Star Trek“ zum Meilenstein und in den 70er Jahren machte „Star Wars“ die Science-Fiction zum Milliardengeschäft.
Moderne Science-Fiction
Moderne Science-Fiction ist sehr vielseitig. Meistens spielt sie in ferner Zukunft, auf fremden Planeten oder Parallelwelten. Das schreckt einige Konsument*innen ab. „Science-Fiction heißt fliegende Untertassen und kleine grüne Männchen.“ Diese Reaktion beschreibt der Autor Sascha Mamczac in seinem Buch „Science-Fiction“. „Das ist doch alles Eskapismus. Lasst mich damit bloß in Ruhe!“
Gerade die Fans reagieren darauf oft überrascht. Denn Science-Fiction ist für sie ein Spiegel der Gesellschaft. Das verrät auch ein Blick auf die großen Genre-Klassiker. George Orwell prophezeite mit „1984“ den Überwachungsstaat. In „Star Trek“ griffen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten gemeinsam nach den Sternen. Und Ursula K. Leguin stellte in „Die linke Hand der Dunkelheit“ bereits 1969 die Normen der sexuellen Identität in Frage. Gerade in jüngeren Werken spielt der Klimawandel eine wichtige Rolle, ebenso wie KIs, Feminismus oder Rassismus. Auch die Geschichten werden – wie ihre Autor*innen – immer diverser. Während Octavia E. Butler in der 60er Jahren als schwarze, feministische Autorin noch eine Einzelgängerin war, ist die Science-Fiction heute ein Sprachrohr farbiger und queerer Autor*innen. Die Heyne-Lektorin Stefanie Brösigke sagt hierzu: „Viele Leser*innen finden in der Science-Fiction die Art von Repräsentativität, die sie in anderen Büchern und Filmen vergeblich suchen.“
Der erste Science-Fiction-Roman:
Der syrisch-römische Autor und Poet Lukian von Samosata schrieb mit "Wahre Geschichten" den wohl ersten Science-Fiction-Roman. Zweitausend Jahre vor Jules Verne, Mary Shelley oder H.P. Lovecraft.
Visionär oder Traumtänzer:
In seinem Buch „Paris im 20. Jahrhundert“ prophezeite der franzöische Schriftsteller Jules Verne bereits 1863 nicht nur das Auto und das Fax-Gerät, sondern auch das Internet.
Science-Fiction – Made in Germany:
Die erfolgreichste SF-Heftserie kommt nicht etwa aus den USA, sondern aus Deutschland. 1961 erschien die erste Geschichte über den Weltraumpiloten Perry Rhodan, die sich schon bald zur meistgelesensten und erfolgreichsten SF-Heftserie entwickelte. Bis heute erscheint jede Woche eine neue Ausgabe.
Science-Fiction Hysterie:
Eine der bekanntesten Science-Fiction Geschichten ist "Krieg der Welten" von H.G. Wells. Als die Geschichte 1938 als Hörspiel im Radio übertragen wurde, kam es zu einer Massenpanik. Viele Hörer glaubten, dass tatsächlich ein Angriff aus dem All stattfinden würde und rannten panisch auf die Straßen.
Auch der gesellschaftliche Aspekt spielt eine wichtige Rolle. Fans tauschen sich im Internet aus und in fast jeder Stadt gibt es Events, die längst zu Großveranstaltungen geworden sind. So zog allein die San Diego Comic Con, die wohl berühmteste Comic-Messe, vor der Corona-Pandemie, jährlich über 130.000 Besucher an.
„Zudem ist die Science-Fiction eine sehr menschliche Form der Literatur“, sagt Stefanie Brösigke. „Jeder Science-Fiction-Roman spiegelt auf irgendeine Weise unsere Realität. Durch fantastische Geschichten haben wir die Möglichkeit, zu fremden Welten zu reisen und von dort auf unser eigenes Leben zurückzublicken. Und das macht die Science-Fiction so faszinierend.“