Fleischindustrie

Das Ende der Wurst?

In den Supermarktregalen gibt es eine große Auswahl an Wurst- und Fleischwaren.
27. Jan. 2023
Ob fleischfreie Wurst, Frikadellen oder Gemüseburger – in den Supermarktregalen findet man immer mehr vegane und vegetarische Produkte. Kann die vegane Ernährung die Lösung im Kampf gegen den Klimawandel sein? Und welche Auswirkungen hat das auf die Ernährungsindustrie?

Generell trägt die Beschaffung und der Konsum von Nahrungsmitteln einen großen Anteil zum CO2 Ausstoß Deutschlands bei. Doch nicht jedes Lebensmittel schadet der Umwelt gleichermaßen: Nach wie vor ist das konventionell produzierte Fleisch die schädlichste Essware. Der Appetit auf Fleisch- und Wurstprodukte steigt. Auf lange Sicht ist dieses Konusmverhalten nicht gut für unsere Umwelt. Auch Friedrich Heller, der lange Zeit der Geschäftsführer des Metzgereibetriebs Kübler war, ist der Meinung: „Der Fleischkonsum sollte sich in Zukunft reduzieren.“

Was hat das Steak auf dem Teller mit dem weltweiten Klima zu tun? 

Mit dem Verzehr eines Steaks gehen viele weitere Aspekte einher: Angefangen mit der Haltung der Tiere und dem Anbau derer Futtermittel. Eine Kuh setzt an nur einem Tag über 300 Liter Methan frei – ein Gas, das ein etwa 20-fach höheres Erwärmungspotenzial besitzt als Kohlendioxid. Auch der Transport der Nutztiere setzt CO2 frei. Hinzu kommen die etwa 15.000 Liter Wasser, die für die Produktion von nur einem Kilogramm Rindfleisch benötigt werden. 

Ein Kilogramm Rindfleisch hat etwa zwölf Kilogramm Kohlendioxid freigesetzt, wenn es als Endprodukt im Supermarktregal steht. Andere Fleischarten sind da etwas umweltschonender. Die Erzeugung von einem Kilogramm Schweinefleisch setzt laut Greenpeace etwa drei Kilogramm CO2 frei, ein Kilogramm Geflügelfleisch liegt bei etwa vier Kilogramm. Setzt man das aber in Relation zu anderen Lebensmitteln, fällt sofort auf, dass deren Emissionen deutlich niedriger sind. Ein Kilogramm Äpfel stößt beispielsweise nur 250 Gramm CO2 aus und ein Kilogramm Mischbrot etwa 600 Gramm. 

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Diese Faktoren machen Fleisch zum klimaschädlichsten Lebensmittel | Quelle: Lorena Fuchs

Zwar ist der Fleischkonsum lange Zeit gestiegen, zuletzt nahm die Zahl aber ab: Der Pro-Kopf-Verzehr lag nach Angaben der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2021 bei 55 Kilogramm. Ein Grund für den Rückgang liegt am Essverhalten der jungen Generation. Es gibt immer mehr Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, aber auch die Zahl an Flexitarier*innen steigt. Das sind diejenigen, die nur gelegentlich Fleisch verzehren. „Die Nachfrage auf dem Lebensmittelmarkt ändert sich und das Angebot muss sich anpassen“, sagt Friedrich Heller.

Ersatzprodukte – der Markt von Morgen? 

Mittlerweile ernähren sich knapp fünf Prozent der Deutschen vegetarisch und etwa drei Prozent vegan. Jedes fünfte neu eingeführte Produkt in der Lebensmittelbranche ist in Deutschland heutzutage vegan, wie eine Studie von Anfang 2022 belegt. Der ehemalige Kübler-Geschäftsleiter sagt, sie haben sich schon seit fast 15 Jahren mit Fleischersatzprodukten beschäftigt. Es dauere aber eine ganze Weile, bis man gute Ersatzprodukte findet und diese sich auf dem Markt durchsetzen. Die Zahl der Unternehmen, die Ersatzprodukte produzieren, stieg in den letzten Jahren stark an.

Ein Indikator für die weitere Entwicklung des Sektors ist das Kaufverhalten junger Menschen. Unter 30-jährige kaufen laut Ernährungsreport doppelt so viele Ersatzprodukte wie die Gruppe der 65- bis 74- jährigen. Der Anteil am gesamten Gewinn der Ernährungsindustrie ist bei den Ersatzprodukten aber noch deutlich niedriger. Der Wert des produzierten Fleischs ist rund 80-mal so hoch wie der des neuen Absatzmarkts. Würden keine Fleischprodukte mehr produziert werden, würde ein sehr großer Anteil am Umsatz der Lebensmittelindustrie fehlen. 

In der Ernährungsindustrie wird sich in den nächsten 10 bis 15 Jahren noch so einiges ändern.

Friedrich Heller, gelernter Metzger und ehemaliger Geschäftsleiter des Metzgereibetriebs Kübler
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Umsatz der deutschen Ernährungsindustrie | Quelle: Lorena Fuchs

Fleischalternativen werden immer beliebter, Deutschland ist in Europa einer der größten und am schnellsten wachsenden Märkte für Ersatzprodukte. Über die Marktentwicklung sagt Experte Heller: „In der Ernährungsindustrie wird sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren noch so einiges ändern.“ Die Lösung liegt also in der Verbindung zwischen Fleisch- und Ersatzprodukten. Auch Herr Heller ist sich der Umweltbelastung durch einen zu hohen Fleischkonsum bewusst und ist der Meinung, dass der Verzehr von Fleisch- und Wurstwaren verringert werden sollte. Dennoch ist der gelernte Metzger der Ansicht, dass andere Probleme wie der Flugverkehr gravierender sind und erstmal da angesetzt werden sollte. Das Ende der Wurst ist also erstmal noch nicht in Sicht.