Heute war gestern
Egal wohin man schaut, das einzige, was einem begegnet, ist modische Monotonie. Alle sind Abziehbilder ein und desselben Modestils. Und wer kann es ihnen verübeln? In der Königstraße, im Zentrum von Stuttgart, reihen sich Filialen internationaler Modeketten wie H&M, Zara und Primark aneinander, die immer wieder dieselben Farben, Muster und Schnitte im Angebot haben. Ihre Mode ist Ausdruck einer Massenkonformität, die jegliche Form von Individualität im Keim erstickt. Der Vintage-Trend ist ein Ausweg aus dem Mainstream. Er drückt den Wunsch nach Individualismus jenseits des globalen modischen Alltagsbreis aus.
Vintage, Retro und Second Hand: wir verraten den Unterschied!
Die Begriffe Vintage, Retro und Second Hand werden nicht selten verwechselt oder gar als Synonyme verwendet. Was ist eigentlich der Unterschied? In der Modewelt wird allgemein alles, was zwischen 1920 und 1990 hergestellt wurde, als Vintage (vom engl. „altmodisch“, „klassisch“, „aus einer bestimmten Zeit“) bezeichnet. Second Hand-Stücke können Vintage sein, aber auch aus der letzten Saison stammen. Alles, was vor 1920 entstanden ist, gilt als antik. Retro (vom lat. „rückwärtsgewandt“) greift die charakteristische Linie, Farbgebung oder Silhouette alter Designs auf, doch handelt es sich um ein neues Produkt. Im Klartext: Vintage ist tatsächlich alt, Retro ist neu, lehnt sich aber an alte Designs an.
Vintage ist für all jene, die nicht mit der Masse gehen wollen, die bei ihrer Kleiderwahl mutig nach dem greifen, was gefällt, nicht was zu gefallen hat. Immer mehr Menschen berufen sich auf den guten Geschmack vergangener Jahrzehnte oder lassen sich zumindest davon inspirieren. Die Stuttgarter Modeszene reagiert auf diesen Trend mit einem wachsenden Angebot an Vintage-Geschäften.
Die Tübinger Straße im Stuttgarter Süden hat sich in den letzten Jahren immer mehr zur beliebten Flaniermeile für Vintage-Fans entwickelt. Zahlreiche Geschäfte reihen sich inzwischen aneinander. Der jüngste Neuzugang ist der „Vintage Markt“, den Katica Feldmer gemeinsam mit ihrer Tochter Christina betreibt.
Beim Betreten des Ladens begibt man sich auf eine Reise durch vergangene Jahrzehnte − genauer gesagt durch die 60er, 70er, 80er und 90er Jahre. Es gibt alles, was das Vintage-Herz begehrt: von der übergroßen Jeansjacke über Cowboystiefel bis hin zum farbenfrohen Blumenkleid. „Jedes Stück hat eine Geschichte zu erzählen“, sagt Christina.
Die Vorteile von Vintage liegen auf der Hand: Zum einen hat man die Möglichkeit, qualitativ hochwertige Einzelstücke zu erstehen, die außer einem selbst niemand anderes trägt. Kleidung weiterzutragen passt zudem zum Zeitgeist der Nachhaltigkeit. Viele Käufer lehnen das Billigkonzept der Textilindustrie ab und möchten mit ihrem Einkauf ein Zeichen für Ressourcenschonung und Umweltschutz setzen. Andere bevorzugen schlichtweg die Originalstücke von gestern gegenüber den Duplikaten von heute. Auch wenn jeder unterschiedliche Gründe hat, mit dem Vintage-Trend zu gehen, bleibt das Ergebnis doch dasselbe: unser Stadtbild ist ein Stückchen lebendiger geworden. Es lebe die Individualität!
Hat der Artikel dein Interesse geweckt? Besuche die Website des „Vintage Markt" auf http://www.vintage-markt-stuttgart.de/. Wenn du noch mehr von Christina Feldmers ausgefallenen Outfits sehen willst, folge @christina_feldmer auf Instagram.