Fußballfans

Gegen den Kommerz

Sollten ihren Fußball-Konsum selbst hinterfragen – Fans
01. Febr. 2019

Seit mehreren Wochen hängt die Super-League wie eine dunkle Wolke über dem Ligenbetrieb in Europa. Der Fußball-Fan hat Angst um Deutschlands liebstes Kind – aber ist selbst schuld. Ein Kommentar.

Einerseits braucht der Fußball seine Anhänger, andererseits sind diese daran schuld, dass die Summen im Profi-Bereich explodiert sind. Bei Spielen der Bundesliga lassen sich überall Banner von Fan-Gruppen gegen den „Kommerz“ finden.

Doch die Fans sind es, die den Granden des Fußballs das Geld in den Rachen schmeißen. Sie regen sich darüber auf, welche Summen für Kicker mittlerweile bezahlt werden, was eine Eintrittskarte kostet und dass Ligaspiele auf anderen Kontinenten ausgetragen werden sollen. Aber sie sind die Schuldigen. Sie schließen Abonnements bei sky, Eurosport und am besten noch DAZN ab, um jeden Kick live anschauen zu können. Hoeneß, Rummenigge oder Pérez nutzen dieses Konsumverhalten lediglich aus. Diese mächtigen Männer wollen einfach noch mehr Geld, weil sie gierig sind. Dass solche Funktionäre für moralische Werte stehen, kann der Fan in einer der finanzstärksten Sportarten der Welt nicht mehr erwarten.

Die geplante Super-League, die durch die Football-Leaks enthüllt wurde, ist die logische Konsequenz der Entwicklung. Die Abkapselung von der Champions League, die seit Jahrzehnten das Aushängeschild des internationalen Vereinsfußballs in Europa ist, steht im Raum. Das TV-Geld in den eigenen Ligen und in der Champions League ist den Verantwortlichen zu gering geworden. Ein schlechter Scherz ist das, wenn Vergleiche zu anderen Sportarten in Europa wie Eishockey oder Handball herangezogen werden.

Eine Milliarde für die Bundesliga

Vor allem der FC Bayern bemängelt seit Jahren, dass er nicht genug von den TV-Anstalten bekommt. Englische Klubs erhalten viel mehr Geld, um es in Mittelklasse-Kicker zu investieren. Die Bayern haben die Sorge, sich bald keine Stars mehr leisten zu können. Dabei lohnt sich ein genauer Blick auf den Anstieg der Zahlungen der Rechteinhaber unserer Bundesliga: Von der Saison 2012/13 bis zur Spielzeit 2017/18 stieg die Ausschüttung um 718 Millionen Euro an. Über eine Milliarde Euro wird momentan an die Vereine ausgeschüttet.

Der Fußball hat seine Unschuld längst verloren, jeder Profiverein ist ein kapitalistisch ausgerichtetes Unternehmen. Trotzdem hat der Anhänger die Wahl: Weniger und gezielter konsumieren, ganz auf den Profifußball verzichten und wieder beim Ortsverein für drei Euro den Sport in seiner natürlichsten Form erleben oder weiter Teil dieser Maschinerie sein. Dann darf er sich aber auch nicht aufregen, wenn er für das x-te Duell der Saison Barcelona gegen Bayern ein biederes 0:0 sieht und dafür noch 50 Euro im Monat gezahlt hat.