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Fasern – Die Zukunft der Verpackungen?

Maschine, die zur Herstellung von nachhaltigen Verpackungen genutzt wird.
Mit der Fasergussanlage werden im Forschungslabor nachhaltige Verpackungsalternativen zu Kunststoff hergestellt. | Quelle: Sven Schneider
28. Jan. 2024

Durch das erhöhte Umweltbewusstsein in der heutigen Zeit wächst die Notwendigkeit, nachhaltige Verpackungsalternativen zu finden. Doch wer befasst sich eigentlich mit Alternativen zu Plastik & Co.? 

Praktisch, dünn und leicht – was aussieht wie ein herkömmlicher
Pappteller, ist eigentlich ein Teller aus Nutzhanf. Er ist stabil, lässt sich mühelos
biegen und wer genau hinschaut kann die einzelnen Fasern, aus denen die
Materialprobe besteht, erkennen. Eine Story, wie die Faser in den Teller kommt und
warum Papier nicht unbedingt der richtige Weg ist.


„Die Branche ist gerade massiv im Wandel, denn Kunststoff ist auf lange Sicht nicht
mehr tragbar.“, so Sven Schneider, Masterabsolvent des Studiengangs
Verpackungstechnik. An dieser Aufgabe forschen er und sein Team, bestehend aus
ehemaligen Studierenden des Studiengangs Verpackungstechnik, seit 2019 am
Faserforschungscampus Lenningen“. Die frühere Papierfabrik wurde 2017
umgebaut und beheimatet seit 2019 die Laboranlage für Naturstoffaufbereitung und
Verarbeitung.

Pflanzenreststoffe bekommen hier eine zweite Chance. Ganz nach dem Prinzip der
Kreislaufwirtschaft werden hier biologische Rohstoffe weiterverarbeitet, bis sie
vollkommen benutzt und mehrfach recycelt sind. Ihr Projekt richte den Blick auf
Nachhaltigkeit, erklärt Sven Schneider. Die Arbeit in Lenningen beschreibt er mit den
Worten: „Innovativ. Vielseitig. Im besten Sinne chaotisch.“ Am
Faserforschungscampus bleibt keine Idee auf dem Tisch liegen. „Wir haben auch
schon mit Wolle gearbeitet. Und mit menschlichen Haaren.“ Es funktioniere nicht immer alles, so sei auch der Versuch aus Haaren einen Vlies herzustellen schief gegangen. Doch in Lenningen werde gerne Neues ausprobiert, so Sven Schneider.

Zwei Teller aus Nutzhanf und eine papierartige Materialprobe vor lehnen an einer Rolle von dickerem Papier.
Umweltfreundliche Materialproben aus Zellstoff, Nutzhanf und Altpapier.
Quelle: Samira Nitz

Bye, bye Plastik!

Aus verschiedenen Naturfasern, wie Zellstoff, Altpapier oder auch
Nutzhanf werden umweltfreundliche Alternativen durch 3D Druck und Fasertechnik
hergestellt. Reststoffe sind oft zu kurz für die Weiterverarbeitung in der Textilbranche.
Dazu gehört beispielsweise Flachs, eine alte Kulturpflanze zur Fasergewinnung.
Auch Holz sei neben Plastik auf lange Sicht kein tragbarerer Rohstoff, da Bäume
Jahre zum Wachsen brauchen. Zudem ist es in den Verarbeitungsschritten sehr zeit-
und ressourcenintensiv. Stattdessen seien lokale und regionale Pflanzen, die einen
Wachstumszeitraum von ein bis zwei Jahren haben, sehr beliebt. Stroh wurde so zu
einem Material, an dem auch das Team intensiv forscht. „Wenn sich das Produkt in
der Natur abbaut, hinterlässt es keinen Schaden an der Umwelt.“, erklärt Sven
Schneider, wenn er über seine vielseitige Forschung spricht.

Herausforderungen der Nachhaltigkeit

Das Team beschäftigt sich nicht nur mit Verpackungen, auch
Dämmmaterialien und Vlies für landwirtschaftliche Anwendungen unterliegen der
Forschung. Allerdings bringe das jetzige Verfahren auch Nachteile mit sich: Es sei
bisher sehr langsam und könne mit der etablierten Kunststoffproduktion preislich
nicht mithalten. Trotzdem würden immer mehr Unternehmen in Machbarkeitsstudien
investieren, denn auch sie wüssten, dass Kunststoff auf lange Sicht nicht tragbar sei.
„Unsere Arbeit ist definitiv relevant für die nächsten Jahre.“, so Sven Schneider am
Ende des Interviews.

„Unsere Arbeit ist definitiv relevant für die nächsten Jahre.“

Sven Schneider (Mitarbeiter Faserforschungscampus)

Falls ihr mehr über die nachhaltigen Verpackungsalternativen, den
Forschungscampus Lenningen und den Studiengang Verpackungstechnik erfahren
wollt, könnt ihr am 1. Februar 2024 das Team im Raum i008 zur bisherigen Forschung
befragen. „Schauts euch an. Kommt vorbei. Macht mit.“