„Wir konnten und wollten nicht mehr länger dabei zusehen, wie die Modeindustrie als eine der fünf am umweltbelastendsten Industrien jeden Tag einen noch größeren Einfluss auf den Klimawandel hat.“
Meine, deine, unsere Kleidung
Fashion-Sharing hat seinen Ursprung in der Sharing-Economy, dies ist ein Sammelbegriff für die geteilte Nutzung von Gütern, Dienstleistungen und Informationen. Beim Leihen und Verleihen steht der Mensch im Vordergrund. „Wir“ statt „Ich“, „Gemeinschaft“ statt „Eigentum“, „lokal“ statt „global“. Wir dezentralisiersen uns und streben immer mehr nach der Idee des Teilens, die uns einen Mehrwert bietet. Eine der bekanntesten Plattformen hierbei ist das amerikanische Unternehmen „Airbnb“, ein Anbieter für Ferienwohnungen, der selbst allerdings keine Immobilien besitzt. Auch der weltweit größte Taxi-Verband „Uber“ setzt auf den Gedanken des Teilens und besitzt ebenfalls kein einziges Fahrzeug.
Gemeinsam nutzen statt allein besitzen
Diesen Weg schlägt nun auch die Mode-Branche ein. Durch das sogenannte Fashion-Sharing soll der ursprüngliche Zweck von Kleidung wieder in den Mittelpunkt gerückt werden: getragen zu werden – das aber zeitlich begrenzt. Dieser Trend wird immer beliebter und gilt zudem als besonders umweltfreundlich. Allerdings nur, wenn Modestücke, falls machbar, auch selbst abgeholt und so umweltschonend wie möglich gereinigt werden. Einige Plattformen bieten die Möglichkeit diesen Trend mitzugestalten. Im Gegensatz zum Fast-Fashion-Modell (kurzlebige Klamotten, für niedrige Preise produziert und konsumiert) baut das Konzept des Kleiderleihens auf dem des Second-Hand Handels auf. Die Kund*innen leihen Modestücke auf bestimmte Zeit und schicken diese anschließend wieder zurück. Auf diese Weise wollen die Plattformen die Gesellschaft wieder auf den Pfad des bewussteren Konsums lenken. Jedes Kleidungsstück, und damit auch dessen Produktion, sollte mit Wertschätzung betrachtet werden. Das Ziel dabei ist, den ökologischen Fußabdruck (Indikator für Nachhaltigkeit des Lebensstils einer Person) im Vergleich zum klassischen Fast-Fashion-Kauf, so gering wie möglich zu halten. Dieser Gedanke war auch der ausschlaggebende Punkt für die Gründerinnen von „CLOTHESfriends“.
Ein Schritt mehr in die Nachhaltigkeit
Die Idee der Fashion-Sharing-Plattformen ist simpel und innovativ: Getreu dem Motto „never-ending Kleiderschrank“ bieten diese wie bei einer Bücherei Kleidungsstücke, Accessoires und Schuhe zum Leihen an. Das ermöglicht Konsument*innen einen regelmäßigen Garderobenwechsel. Statt sich für den jahrelangen Besitz zu entscheiden, kann ein Traumstück für einen gewünschten Zeitraum in den eigenen Kleiderschrank einziehen. Modeinteressierte Menschen können dabei aus einem Sortiment exklusiver Designer*innen-Kooperationen, Basics und erstklassiger Vintage-Mode wählen.
Der Kölner Sharing-Service „Kleiderei“, der als Store-Konzept läuft, ergänzt seine Vintage-Mode mit Eco-Fashion-Labels. Dagegen kauft die Online-Plattform „CLOTHESfriends“ die Stücke nicht selbst, sondern setzt auf den Community-Gedanken: Jede*r kann Teile registrieren und diese anschließend vermieten. Auch das Fashion Start-Up „WeDress Collective“ baut auf dieses Konzept auf und möchte seinen Nutzer*innen die Slow-Fashion-Experience näher bringen. Die Gründerin Jasmin Huber sieht ihre Plattform als eine Art „Fashion-Airbnb“ und verfolgt das Ziel, Kund*innen für mehr Kreativität in ihrem Fashion-Alltag zu inspirieren.
Der Prozess auf den Fashion-Sharing-Plattformen ist immer der Gleiche: Kund*innen wählen ihr Lieblingsteil, legen danach den gewünschten Zeitraum fest und zahlen anschließend einen Geld-Betrag. Dabei variiert der Preis nach Wertigkeit und Nutzungsdauer. Einzelne Plattformen bieten darüber hinaus auch Leasing-Modelle an. So zum Beispiel „Unown“: Konsument*innen haben hier die Möglichkeit durch ein Zwei-Stufen-Modell ein Abonnement abzuschließen, bei welchem sie mehrere Teile, für einen Festpreis, pro Monat leihen können.
Fashion-Sharing als Zukunfts-Modell
Das Fashion-Sharing-Konzept wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Hierzu zählen beispielsweise das Internet, neue Technologien sowie die veränderten Lebensansichten der Generation Z. Diese Generation, welche permanent online und untereinander verbunden ist, verfolgt ein neues Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Laut Statistik steht sie dafür, das Leben in erster Linie zu genießen und Dinge nicht auf Dauer besitzen zu müssen. Der Minimalismus-Gedanke rückt dabei immer mehr in den Fokus – gegen den Shopping-Wahn, gegen den übermäßigen Besitz, gegen einen überfüllten Kleiderschrank.
Die Modeikone Vivienne Westwood hat es mit sieben Worten auf den Punkt gebracht: „Buy less, choose well, make it last“. Buy less – Slow Fashion statt Fast Fashion. Choose well – Lieblingsstücke bewusst wählen. Make it last – nachhaltiges, respektvolles Handeln.
Am Ende des Tages wird die Zukunft von Mode wahrscheinlich längst nicht nur von einem Modell geprägt sein. Um den Kreislauf langfristig zu schließen, wird sich, laut Fashion-Sharing-Plattformen, voraussichtlich eine Kombination aus Fashion-Sharing und dem konventionellen Kleider-Konsum etablieren.